Im Sommer 2012 startete die Organisation "Rettet den Regenwald" die Kampagne "Wohnst du noch oder zerstörst du schon?", um den schwedischen Konzern zu stoppen. Umweltschützer übergaben Ikea 180 000 Unterschriften aus aller Welt. Die Aktionen führten im Januar 2014 zeitweilig zum Erfolg. Das FSC entzog der Ikea-Tochter Swedwood in Karelien das FSC-Umweltsiegel. Ikea bezeichnete den Entzug als "vorübergehend" – und legte Berufung gegen die Entscheidung ein. Zwei Monate später nahm die FSC-Organisation, zu deren Gründungsmitgliedern Ikea gehört, ihre Entscheidung zurück. Während der Nachprüfung hatten sich zwei Vorwürfe angeblich als haltlos erwiesen.
Problemverlagerung durch Werksverkauf?
Auf Nachfrage in der Hofheimer Deutschlandzentrale von Ikea betont ein Sprecher, die Behauptung, das Unternehmen rode Urwälder, sei "irreführend": "Die Wälder in Karelien sind im Schnitt 160 Jahre alt, in ihnen befinden sich jedoch auch Bäume, die deutlich älter sind. "Diese älteren Bäume werden jedoch nicht für Ikea-Produkte verwendet", verweist er auf den Nachhaltigkeitsbericht 2013, der "ausführliche Informationen zum Thema Forstwirtschaft" enthalte. Nachlesen lassen sich die "Fakten zur Holzgewinnung und Holzkontrolle" jedoch nicht. Im Download-Exemplar fehlen die entsprechenden Seiten. Dagegen verrät der Bericht, dass Ikea 2013 nur ein Drittel des Holzes aus vermeintlich nachhaltiger Waldbewirtschaftung mit FSC-Zertifizierung gewonnen hat. Bis 2015 soll der Anteil auf 50 Prozent steigen.
Inzwischen erklärte Ikea, seine Holzproduktion in Russland auf den Standort Tikhvin, rund 200 Kilometer östlich von Sankt Petersburg, konzentrieren zu wollen. "In diesem Zuge übernimmt die russische Regierung wieder die Pacht für die Waldgebiete in Karelien", so der Konzernsprecher. "Die Urwälder dürfen jetzt keinesfalls an andere Holzunternehmen verkauft, sondern müssen endlich komplett unter Schutz gestellt werden. Auch an anderen Standorten muss Ikea Holz wirklich umweltfreundlich und sozialverträglich produzieren", fordert Klaus Schenck von "Rettet den Regenwald". Allerdings sei fraglich, ob dies bei einem Jahresverbrauch von rund 14 Millionen Kubikmetern Holz überhaupt möglich ist, aus denen der Konzern rund 100 Millionen Möbelstücke fertigt.
Widersprüchliches bei der Georgsmarienhütte
Auch bei der Georgsmarienhütte GmbH (GMH), einem jüngeren Mitglied im KU-Netzwerk, horchen Umweltschützer auf. Der Stahlkonzern aus Niedersachsen zählt zu den führenden Anbietern von Spezialstahl. Bei der Urkundenübergabe im April in Berlin fand die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium nur lobende Worte: "Die Klimaschutz-Unternehmen sind beispielgebend dafür, dass Klimaschutz und Energieeffizienz eine Erfolgsgeschichte sein kann", erklärte Rita Schwarzelühr-Sutter. Der Adressat der Auszeichnung bedankte sich artig. "Schonender Umgang mit unserer Umwelt – den leben wir auf unserer Hütte mit Herz und Verstand", unterstrich GMH-Geschäftsführer Henning Schliephake.
13 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 23.11.2014"Und ja, natürlich würde ich es sehr begrüßen, so manche Produkte, inkl. ihrer Stahlkomponenten, erst gar nicht hergestellt zu sehen, sind dies doch die besten - von mir allgemein genannten - Einsparungen. Ob dies sämtliche Waffen sein sollten,…