Kurvenreich schlängelt sich die Lenzhalde in die exklusive Halbhöhe von Stuttgart. Die Straße, deren Name die südliche Ausrichtung des Hanggeländes verdeutlicht, wo sich der Frühling am frühesten im Jahr durchsetzt, zählt zu den teuersten Adressen der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Namhafte Bauträger, Architekturbüros, Anwaltskanzleien, die Konsulate von Italien und dem Königreich Spanien haben hier ihr Domizil. Der Immobilien-Kompass von "Capital" zählt das Gebiet zu den Top-Wohnlagen, wo allein die Traumaussicht über den Talkessel saftige Aufschläge auf Kaufpreis oder Mietzins von Villen und Wohnungen rechtfertigt.
Die Lenzhalde taucht auch in den Panama Papers auf, jenem 2,6 Terabyte großen Datenschatz, den eine anonyme Quelle der "Süddeutschen Zeitung" im vergangenen Jahr zugespielt hat. Die Dateien enthalten Kopien von Akten, E-Mails und Urkunden aus der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, einem der großen Anbieter von Briefkastenfirmen in den Steueroasen der Welt. Anfang Mai stellte das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) eine Art kanzleiinternes Register online, das die Namen von rund 214 000 Offshore-Firmen sowie die Namen von Personen enthält, die offiziell als Anteilseigner oder Eigentümer gelten.
<link https: offshoreleaks.icij.org external-link-new-window>Über 300 Namen und Adressen deutscher Privatpersonen und Firmen finden sich in der ICIJ-Datenbank. Sie gehören zu Vermittlern von Briefkastenfirmen ("Intermediaries") und Anteilseignern ("Officers"). Auffallend viele der deutschen Vermittler sitzen in Hamburg. Umgekehrt konzentrieren sich die online recherchierbaren Eigentümer von Offshore-Firmen auf Düsseldorf, Hamburg, Berlin, München und Stuttgart sowie die dazugehörenden Großräume.
Gut getarnt in Halbhöhenlage
Eine Online-Suche führt unter dem Suchbegriff "Stuttgart" zu sieben Datensätzen aus den Panama Papieren. Die Adressen der Officers sind über die ganze Stadt verstreut. Eine führt in die obere Lenzhalde zu "The Bearer". Dem "Inhaber", so der englische Begriff übersetzt, gehörte die Regency Real Estate Limited. Sie wurde durch eine britische Fonseca-Dependance am 6. März 2001 auf den Seychellen registriert. Laut Daten wurde die Gesellschaft zum 31. Dezember 2013 aufgelöst. Wer hinter "The Bearer" steckt und welche Geschäfte die Gesellschaft verfolgte, ist online nicht zu erfahren. Diese Geheimnisse verbergen sich in den Urkunden und Passkopien, die <link http: www.sueddeutsche.de politik panama-papers-bundesrat-fordert-herausgabe-der-panama-papers-1.2961756 external-link-new-window>die internationalen Rechercheteams weiter unter Verschluss halten wollen, auch um das Leben der Quelle zu schützen.
2 Kommentare verfügbar
Statistiker
am 25.05.2016Wenn der Firmenname "Herrenknecht Tunnelling Services Panama Corp." eindeutig auf den Eigentümer verweist, spricht in diesem Fall nichts für ein "Geschäftsgebaren in der Grauzone des Halbdunkels", wie Sie unterstellen.
Was hingegen Herrenknechts Rolle bei S21 (und darum geht…