Die Angriffswelle kam als harmlose Mails vom vermeintlichen Geschäftspartner. Mit unverdächtiger Betreffzeile und kleinem Dateianhang. Doch statt geschäftlicher Information enthielt die elektronische Post einen Trojaner, der den Zugang zur IT-Infrastruktur des mittelständischen Maschinenbauers auf der württembergischen Ostalb eröffnen sollte. Die Hacker-Attacke im Frühsommer dieses Jahres scheiterte an einer Firewall. Wer sie initiiert hatte, blieb ungewiss. Tarnung und Schadcode sprechen für Profis als Täter, sagen Experten.
Cyber-Kriminelle haben "Made in Germany" online im Visier. Täglich tausendfach werden die Informations- und Kommunikationssysteme von kleinen, mittelständischen und global agierenden Unternehmen attackiert. Unter <link http: www.sicherheitstacho.eu _blank>www.sicherheitstacho.eu etwa lassen sich Cyberangriffe auf Firmennetzwerke, Computerschnittstellen, Webseiten und Smartphones in Deutschland in Echtzeit verfolgen. Die 180 Sensoren, betrieben von der Deutschen Telekom, identifizieren neben der Art auch das Herkunftsland der Attacke. Im vergangenen Juli wurden so knapp drei Millionen Angriffe aus der Russischen Förderation registriert. Mehr als eine Million hatten ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten. Fast genauso viele Datenklau-Versuche erfolgten aus der Volksrepublik China.
Massive Angriffe aus allen Himmelsrichtungen
Wer die Schadsoftware programmiert, lässt sich nur in den seltensten Fällen eindeutig klären, heißt es in IT-Sicherheitskreisen. Kriminelle und Terroristen gehören zu den Tatverdächtigen ebenso wie Computerfreaks, die nur aus persönlichem Ehrgeiz Sicherheitslücken aufspüren und Firewalls überwinden wollen. Ein offenes Geheimnis ist, dass auch ausländische Nachrichtendienste die IT deutscher Unternehmen hacken. "Wirtschaftsspionage erfolgt in vielen Ländern im Staatsauftrag", sagt Karl Schotzko, Geschäftsführer des Verbands für Sicherheit in der Wirtschaft Baden-Württemberg. Fremde Volkswirtschaften und deren Unternehmen auszuspionieren wird von Präsidenten und Politbüros goutiert. "Mehr oder minder klare Aussagen von Wladimir Putin bis zu führenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei Chinas sprechen dafür", sagt Schotzko.
Doch nicht nur vom fernen Osten aus wird versucht, über Internet und IT-Infrastruktur an deutsche Firmengeheimnisse zu gelangen. Hiesige Vorstandsetagen und Unternehmenslabors sollen auch Ziel befreundeter westlicher Nachrichtendiensten sein.
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Schmidt Georg
am 22.08.2014