In der Flut an Information rang eine kleine Meldung am 8. März dieses Jahres um Aufmerksamkeit. Im Bezirk Venustiano Carranza, Mexiko-Stadt, fanden Anwohner:innen eine tote Frau auf der Straße, der leblose Körper zwischen Decken und Müllsäcken. Zur selben Zeit: Internationaler Frauentag, Demos, Zehntausende Menschen schreien, fordern, singen. Mexikos Hauptstadt gehüllt in violett und grün. Diese kleine Meldung trägt viel Symbolkraft in sich. Elf Frauen werden in Mexiko jeden Tag getötet. Die Gewalt nimmt zu. Es ist ein Land, in welchem das bloße Frausein ein gravierendes Sicherheitsrisiko darstellt.
Häufig werden lateinamerikanische Staaten dabei auf den Machismus als alleinige Ursache reduziert. Die kulturelle Position der Frau in der Gesellschaft – als Gebär- und Spülmaschine im Haus – ist ein großes, aber nicht das einzige Problem. Das generell extrem hohe Niveau an Gewalt in Mexiko, die dadurch generierte Apathie, aber auch die grassierende Straflosigkeit bieten für Täter ein attraktives Umfeld. Sie können in Seelenruhe belästigen, vergewaltigen, morden.
Fortschritt in Sachen Frauenrechte ist nur in Babyschritten zu erwarten. Der Fisch stinkt vom Kopf. Andrés Manuel López Obrador, Mexikos Staatschef, sieht die feministische Bewegung des Landes als "konservativ" an. Schuld an Femiziden sei ohnehin der Neoliberalismus. Und natürlich die Vorgänger-Regierungen. Budgets für Frauenhäuser kürzte López Obrador.
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