"Das Familienfoto hing bei uns im Wohnzimmer", sagt Platino. Der Stuttgarter Künstler bezieht sich auf das Gruppenporträt der Aalener Familie Oesterle mit ihren Gästen Rudolf Duala Manga Bell und Tube Meetom. Das Foto ist Teil der Ausstellung "Hey, Hamburg, kennst du Duala Manga Bell?", die derzeit im Hamburger Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) läuft. Außerdem ist es in allen Publikationen zum Thema zu sehen wie kürzlich in der Ausstellung "Schwieriges Erbe" im Stuttgarter Linden-Museum.
Platino, der ab 1979 durch seine "Red Spaces" bekannt wurde – Räume, in denen alles rot ist –, und sein älterer Bruder Rolf-Dieter Röger sind Urenkel des Schulrektors Gottlob Oesterle, der neben seiner Frau Karoline im Zentrum des alten Fotos steht. An ihre Schulter gelehnt, neben dem kleinen Tube Meetom links, ist Platinos Großmutter zu sehen, die 1946, eine Woche vor der Geburt des älteren Bruders, verstarb. Aber die beiden Großtanten, Helene und Klara, rechts zwischen ihrem Vater und Rudolf, die haben sie gekannt. Schon in ihrer Kindheit erzählten sie ihnen von ihren afrikanischen Gästen.
Ein schwieriges Erbe fürwahr: Rudolf Duala Manga Bell, seit 1910 König des Volks der Duala, wurde 1914 von den Deutschen in Kamerun hingerichtet: ein Justizmord. Dabei hatten sein Vater und er versucht, sich gut zu stellen mit den deutschen Kolonialherren. "Der gute Deutsche" heißt ein 2014 erschienenes Buch des Juristen und Journalisten Christian Bommarius über den Fall. Damit er ein guter Deutscher würde, hatte August Manga Ndumbe seinen Sohn Rudolf Duala Manga 1891 nach Aalen zur Schule geschickt.
1 Kommentar verfügbar
Karl P.Schlor
am 11.05.2022Recht! Auch sein Nachfolger, der es gar sehr eilig hatte, die beiden Schwarzen zum Tode zu ver=
urteilen, bevor qualifizierte Verteidiger aus dem Deutschen Reich eintreffen konnten, spricht
Bände! Ein…