Das soll unsere Angie sein? Weil Anfang der 1990er zwar manche schon mitbekommen haben, dass eine Angela Merkel aus den neuen Ländern im dritten Kabinett von Kanzler Helmut Kohl ab 1991 Ministerin für Frauen und Jugend ist, aber kaum jemand weiß, wie sie aussieht, hat Klaus Stuttmann ihr in seiner ersten Karikatur ein Namensschildchen beigegeben. Im Grunde etwas, was Karikaturisten tunlichst zu vermeiden suchen, weil Bildsatire ja eigentlich über die Bekanntheit und Wiedererkennung des gezeichneten Personals funktioniert, aber manchmal geht’s halt nicht anders. "Die ersten Zeichnungen hatten noch keine große Ähnlichkeit", sagt Stuttmann selbst. Und seine frühe Merkel hat noch – relativ – weit aufgerissene Augen und einen recht geraden Mund, was sich aber bald ändern wird. Die hängenden Mundwinkel und Augenlider auf Halbmast gehören schon damals zu Merkels Markenzeichen, und Stuttmann hat sie dann auch schnell und gekonnt aufgegriffen – und siehe da, so ab Mitte der 1990er, ist sie's eindeutig, selbst wenn Frisur und Kleidungsstil noch einige Transformationen durchleben werden.
1.500 Mal hat der 1949 geborene Berliner Zeichner mit schwäbischen Wurzeln Merkel in den vergangenen rund 30 Jahren gezeichnet, 800 Karikaturen hat er nun ausgewählt und zu einem dicken "Merkelbilderbuch" kompliliert – ganz ohne Worte, sämtliche Sprechblasen und Bildtitel fehlen. Warum das? "Die Mannigfaltigkeit von Merkels Mimik und Gestus erschließt sich am besten, wenn man ihr sozusagen den Ton abschaltet", sagt Stuttmann. Hätte er die Sprechblasen belassen, dann hätte er bei jeder Zeichnung den Kontext erklären müssen, "dann wäre es ein historisches Buch geworden." Und das soll es nicht sein, sondern eher eine Sammlung von Porträts Merkels und ihrer Zeitgenossen.
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