Löffler verweist darauf, dass bei diesem Projekt die Art des Regenwassermanagements, also die Versickerung vor Ort, schon im Bebauungsplan vorgegeben war. Dies bestätigt Georg Hertweck von der städtischen Pressestelle. Er erläutert, dass das Prinzip der Schwammstadt in Karlsruhe seit 2013 offiziell Teil der Klimaanpassungsstrategie ist. Da werden auf mehr als 200 Seiten Szenarien und Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandels durchgespielt: von der möglichen Überhitzung der Stadt bis zum Kampf gegen neue Schädlinge.
In der Broschüre heißt es zum Beispiel, dass "insbesondere Flächen für Stellplätze auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren" seien sowie "die komplette Versickerung von unbelastetem Regenwasser schadfrei zu ermöglichen" sei, ohne dabei dauerhafte Wasserflächen zu schaffen. Ferner seien in allen geplanten Siedlungsbereichen Freiräume und Plätze so zu gestalten, dass Treffpunkte, aber auch Rückzugsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen entstehen.
Als besonders innovativ bezeichnet Stadtsprecher Hertweck die Planungen für den Südeingang des Hauptbahnhofs. Dort soll ein bislang einmaliges Verfahren umgesetzt werden, bei dem das anfallende Regenwasser gespeichert und zur Verdunstung genutzt wird, um den Platz zu kühlen.
Erforscht wird diese technische Variante der bisher durch die Pflanzung von Bäumen genutzten Verdunstungskühlung an der Hochschule Karlsruhe. Die Idee ist nach deren Angaben, das Regenwasser in Verdunstern über innenliegende Oberflächen zu führen. Mit Photovoltaik betriebene Lüfter saugen Umgebungsluft an und führen diese an den feuchten Oberflächen vorbei. Dadurch gibt das Kühlsystem feuchte Luft an die Umgebung ab. "Das System würde sich erst einschalten, wenn eine gewisse Schwellentemperatur überschritten ist und sich ausschalten, sobald eine gewisse relative Luftfeuchtigkeit erreicht ist. Wir möchten ja kein Tropenklima erzeugen", erläutert der für die Forschung verantwortliche Professor Bernhard Lenz.
AktivistInnen fordern CO2-Budget
Schon 2019 hat sich OB Frank Mentrup mit knapp 40 weiteren Rathauschefs in Deutschland verpflichtet, die Prinzipien einer nachhaltigen Stadtentwicklung umzusetzen. "Wir begegnen dem zunehmenden Verkehrsaufkommen, dem Druck auf die Wohnungsmärkte sowie den zunehmenden Hitze- und Starkregenereignissen mit neuen städtebaulichen Strategien", heißt es in dem gemeinsamen Dokument. Vor seiner Wiederwahl im vergangenen Jahr hat sich Mentrup dem nachhaltigen Städtebau verpflichtet. Das Thema Ökologie treibt viele um in der Stadt: Bei der Bundestagswahl am Wochenende konnte mit Zoe Mayer erstmals in der Geschichte des Wahlkreises eine Grüne das Direktmandat gewinnen.
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Frank Müller
am 13.10.2021