Direkt an der Hauptstraße hat Hermann Unsöld seine Kunsthalle eingerichtet. Bis 1980 war in dem denkmalgeschützten Haus eine Schmiede, eine Wäscherei und Metallbau Bühler, einer der großen Player am Ort. Heute steht, wo einst die Pferde beschlagen wurden, ein Don Quijote aus Metall, der vorwitzig auf die Straße lugt. 10 000 Autos fahren jeden Tag an ihm vorbei, so viele, wie Altensteig Einwohner hat. Draußen unter seiner Terrasse fließt die Nagold vorbei, am Gebäude gegenüber steht der Dualismus des Seins von Paul Valéry - "Manchmal denke ich, manchmal bin ich" – nach dem dritten Bier fand auch der Nachbar, dass dieser Spruch sich gut machen würde an seiner Hauswand.
Hermann Unsöld ist ein zackiger, geschäftiger Mann, der viel zu erzählen hat. 37 Jahre lang war er Leiter des Tiefbauamts. Nach seiner Pensionierung wollte er eigentlich nach Köln umsiedeln und berühmt werden. Das habe sich aber sehr anstrengend angelassen, und so sei er in Altensteig geblieben. Seiner Stadt. "So klein und so groß, dass die ganze Welt sich hier abbildet." Man kennt sich, alles ist überschaubar, und doch muss keiner die Stadt verlassen, weil es einfach alles gibt. Schulen, Ärzte, Supermärkte, Klamottengeschäfte, einen türkischen Gemüsehändler, ein hübsches Café, eigene Wasser- und Gasversorgung, eigene IT-Versorgung, eigene Nahwärmeversorgung. "Um all das beneiden uns vergleichbare Städte."
Wenn man Unsöld nach Politik fragt, kommt er sofort auf Europa zu sprechen. "Angehen müssen wir gesamtheitlich eigentlich alles", sagt er. Er haut auf den Tisch, da liege das Problem, seine Hand kreist, und dann müsse man es lösen. "Wir verrennen uns in Detailfragen und verlieren uns gegenseitig aus den Augen, Klimaschutz – ein Riesenthema, Migration – ein Riesenthema. Erhalt der Arbeitsplätze, die sich ändern müssen – ein Riesenthema." Seine Partei ist die CDU, auch aus Pragmatismus in einem der schwärzesten Landkreise Baden-Württembergs. Hier wird CDU gewählt.
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Veit Haug
am 22.02.2021