Im Gegensatz zu vielen Desastern, denen die Menschheit ohne Einfluss ausgeliefert ist, gehören globale Hungersnöte zu den vermeidbaren Katastrophen, wie ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen (UN) betont. Genügend Lebensmittel, um alle zu versorgen, gäbe es jedenfalls. Während aber weltweit jedes Jahr etwa 1,3 Milliarden Tonnen an Nahrung ungegessen im Mülleimer landen, ist der Mangel wieder auf dem Vormarsch. Laut UN habe sich die Lage jüngst massiv verschlechtert, sodass inzwischen ein Zehntel der Erdbevölkerung an Unterernährung leidet, wobei 44 Prozent der weniger als sechs Monate alten Kinder betroffen sind.
Die Corona-Pandemie hat an der erheblichen Verschlechterung der globalen Versorgungslage einen bedeutenden Anteil. Doch nicht alle Probleme sind darauf zurückzuführen. Besonders dramatisch ist die Lage im kriegszerrütteten Jemen, wo laut den UN eine der größten humanitären Katastrophen der Gegenwart zu beobachten ist und die Hungersnot für 400.000 Kinder lebensbedrohliche Ausmaße angenommen hat. Zur grausamen Realität gehört, dass es in erster Linie nicht die Versorgungslage ist, die diesen Missstand begründet, sondern die finanzielle Situation von Menschen, die alles verloren haben und sich Lebensmittel nicht mehr leisten können.
Der argentinische Fotojournalist Pablo Tosco hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Tragödie zu dokumentieren. Ein Schicksal, das er auf einem Bild festgehalten hat, ist das der Fischerin Fatima, die in der Bucht von Khor Omeira täglich von frühmorgens bis zum Abend auf dem Meer ist, um ihren neun Kindern ein Überleben zu ermöglichen. Toscos Fotografie mit dem Titel "Hunger, eine weitere Kriegswunde", von der niederländischen Stiftung World Press Photo preisgekrönt in der Rubrik "Probleme der Gegenwart", zeigt Fatima mit einem ihrer Söhne und ihrem größten Vermögen: dem Fischerboot, an dem die Existenz ihrer Familie hängt.
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