Dass die Arbeit an seinem Projekt "Gegen das Vergessen" ihn auch persönlich angreift, das spürt man, wenn man mit Luigi Toscano spricht. Seine Beschäftigung mit Überlebenden des Holocaust und deren Geschichte hat den Mannheimer Fotografen und Filmemacher durch die ganze Welt geführt, ihn aber auch psychisch in Beschlag genommen. Seine vielen Recherchereisen, wechselnde fremde Sprachen, die Abwesenheit von seiner Familie, von seinen Kindern, die vielen schrecklichen Geschichten und nicht zuletzt das mediale Interesse haben ihn, so sagt er, erheblich strapaziert: "Zum Schluss wurde ich auch noch krank, hatte einen Hörsturz, war in Behandlung und musste kürzer treten." Geschichte als Stressfaktor.
Die anfangs unerwartete Resonanz, die seine Fotografien und Ausstellungen hervorgerufen haben, bescherten ihm viel Arbeit und Anfragen aus anderen Ländern und Städten wie etwa jetzt gerade wieder aus Kaunas, der europäischen Kulturhauptstadt 2022. Und schon im Januar 2021 wird unter der Schirmherrschaft der UNESCO seine Ausstellung "Gegen das Vergessen" in Paris eröffnet. Einen Dokumentarfilm zu seinem Projekt hat er ebenfalls produziert – da war kaum Zeit zum Verschnaufen. "Die Corona-Krise kam dann wie eine Wohltat über mich", meint Toscano lächelnd, "das klingt vielleicht seltsam, jetzt konnte ich endlich mal richtig zurückschalten, mich meiner Familie widmen, nachdenken. Jetzt war die Ruhe da, die ich auch mal brauchte." Und nun kehrt das Projekt auch wieder an seinen Ursprungsort zurück: Sören Gerhold von der Gruppe "Stadt Wand Kunst" hatte mit Tosacno die Idee, dessen Fotos an Mannheimer Hauswände zu bringen. Seit vergangenem Wochenende ist das Ergebnis, umgesetzt vom Berliner Streetart-Künstler Akut, auf einer Fassade von F6, Hausnummern 5 bis 8, zu bestaunen.
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