Keine Antwort, keine ernsthafte politische Diskussion: Fühlt sich das nach Verlieren an?
Ja. Es ist ein bisschen wie gegen eine Wand laufen. Die Krise jetzt wäre die Chance gewesen, es einfach mal auszuprobieren. Nur für ein halbes Jahr, begrenzt. Während der Krise habe ich schon auch gedacht: Jetzt ist nicht der beste Zeitpunkt, weitreichende Entscheidungen für immer zu treffen. Aber es wäre die beste Möglichkeit gewesen, zu sagen: Jetzt probieren wir wirklich mal was komplett anderes aus. Es wäre die beste Chance gewesen, mal einen großen, flächendeckenden Test zu machen. Vielleicht würde es den Bürgern auch zu viel Macht geben. Zu viel Selbstbestimmtheit. Vielleicht soll der Bürger auch abhängig sein vom Staat. Oder vielleicht traut man den Bürgern zu wenig zu.
Sie unterstellen also Kalkül?
Ja, ganz klar. Es war schlicht keine Option. Die Petition war landauf, landab in Podcasts, den "Tagesthemen", im "Spiegel", der "Zeit". Egal wo, auf einmal wurde ein Krisen-Grundeinkommen als Option diskutiert. Plötzlich auch von Wirtschaftsökonomen, die vorher keine Grundeinkommens-Freunde waren. Da hast du fast eine halbe Million Menschen hinter dir – und es wird einfach zugemacht, auf Durchzug geschaltet.
Gab es denn gar keine Reaktionen aus der Politik?
Nein. Ich weiß inzwischen, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kein Freund des Grundeinkommens ist. Er ignoriert einfach alles. Es gab mittlerweile sechs E-Mails. Über seine Pressestelle weiß ich, dass die Mails auf jeden Fall im Ministerium auf dem Tisch liegen.
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Ruby Tuesday
am 18.07.2020