Als die traditionsreiche Stuttgarter Musikalienhandlung Radio Barth Mitte der 1990er-Jahre für immer ihre Pforten schloss, fehlten plötzlich die letzten zwei Buchstaben des Namenszugs an der Fassade. Vier Jahre lang war die Radio Bar ein Zentrum des deutschsprachigen Hiphop. Der Höhepunkt war im April 1999 erreicht, als Die Fantastischen Vier, Freundeskreis, Massive Töne und Afrob innerhalb von zwei Wochen mit neuen Aufnahmen bundesweit große Erfolge feierten. Bald darauf war auch schon wieder alles vorbei: Denen, die Abend für Abend die Bar und den halben Vorplatz bevölkert hatten, blieb die unauslöschliche Erinnerung an den Ort, an dem sie die schönsten Tage ihrer jungen Jahre verbracht hatten.
Was den Hiphoppern die Radio Bar, waren den Ravern On-U und Red Dog. Eine Generation früher trafen sich die Punks in der Mausefalle, wo ein, zwei Mal die Woche nicht nur lokale Bands auf der Bühne standen, sondern auch Größen aus Deutschland und England: The Ruts, Dexys Midnight Runners, DAF … und Einstürzende Neubauten: Von der Tübinger Straße ging es eine enge Treppe hinauf in das ehemalige Kabarett in der ersten Etage. Blixa Bargeld schnauzte das Pogo tanzende Publikum an: "Glaubt ihr vielleicht, ihr seid zum Vergnügen da?", während FM Einheit an der Kettensäge hantierte.
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