Zum Teppichweben nach Weimar
Die persönliche Erinnerung des großen Kunstvermittlers der Nachkriegszeit zeigt, welche Anerkennung der 1879 in Riga geborenen Malerin damals in Stuttgart entgegengebracht wurde. Die Kerko war eine Institution: diejenige, die Adolf Hölzel, dem 1934 verstorbenen, wegweisenden Akademielehrer, am engsten verbunden war. Schon 1903, noch vor Oskar Schlemmer und Willi Baumeister, hatte sie bei ihm in Dachau studiert. 1908 folgte sie ihm nach Stuttgart. Als seine Assistentin unterrichtete sie Johannes Itten, bevor dieser, auf der Hölzel-Lehre aufbauend, den Grundkurs am Bauhaus einrichtete, den wiederum Kerkovius besuchen musste, als sie im Alter von 41 Jahren nach Weimar ging, um das Teppichweben zu erlernen.
Ursula Reinhardt ist mit Ida Kerkovius aufgewachsen. "Sie wollte immer, dass ich dort bleibe", erinnert sich die Galeristin an ihre Kindheitserlebnisse im Atelier der Malerin. Eigentlich bestand Kerkovius darauf, beim Malen allein zu sein. Doch bei ihr machte sie eine Ausnahme. Reinhardts Vater Erich Schurr hatte die Künstlerin, deren Atelier ausgebombt war, nach dem Krieg in sein neu errichtetes Behelfsheim im Stadtteil Degerloch aufgenommen. Später lebte sie in einem eigenen Haus auf dem Grundstück, das längst abgerissen ist, um die Immobilie gewinnbringend zu verwerten. Wie eine Familie lebten die Schurrs und Kerkovius dort zusammen. Für Tochter Ursula war sie wie eine Großmutter.
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