Als Ausgangspunkt hat sich der Soziologe die Mittelstraße im Mannheimer Norden ausgesucht, nah beim Neckarufer gelegen und 150 Hausnummern lang. Hier verdeutlicht sich vieles, was Konrad Hummel zeigen möchte. "Ist das nicht super?", freut sich der 67-Jährige, und deutet auf die antiquiert anmutende Inneneinrichtung einer traditionellen Konditorei. "Die Möbel sind bestimmt noch aus den 50ern." In der direkten Nachbarschaft gibt es noch einen Barbiershop und ein Tattoo-Studio. Im Kleinen spiegelt sich hier fast alles, was den Stadtteil insgesamt prägt.
Den hochgeschossigen Altbauten mit ihren facettenreich verzierten Fassaden merkt man den Glanz vergangener Tage noch an. Einige von ihnen wirken ein wenig verwahrlost, die Farbe bröckelt, dunkle Schlieren laufen an Wänden herab. Und mancher Büste hat jemand ein Graffiti ins Gesicht gesprüht. In den Erdgeschossen sind viele kleine Geschäfte angesiedelt, die oft nur wenige Monate überleben, Elektronikläden, Dönerbuden, Bäckereien. Es gibt viele Kneipen, einige Milchglas-Fensterscheiben deuten auf dubiose Spelunken hin. Und dazwischen eingesprenkelt finden sich immer wieder Gebäude, an denen der Zahn der Zeit schon seit Jahrzehnten spurlos vorbeizuziehen scheint, die dem wechselhaften Treiben trotzen, das sie hier umgibt. Die Straße ist ein Sinnbild für Menschen mit wenig Geld, die nah beisammen und dennoch aneinander vorbei leben.
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 25.09.2018Was vom Soziologen Konrad Hummel in der Neckarstadt Mannheim als „größte Herausforderung“ erkannt sein will, das gab es -gibt es- in unserer Neckarstadt ebenfalls – wie im Übrigen in allen…