Norbert Herrmann ist Mitte 80. An einem kalten Januarabend sitzt er im Roxy und spielt Karten. Eine Bar, ein paar Holztische, kein Schnickschnack. Norbert Herrmann ist ein kleiner, gebeugter Mann mit Feinstrickpullover und wachen Augen. Er ist der älteste Bewohner im Jungbusch, übrig geblieben von einer vergangenen Generation. Die meisten aus seiner Zeit sind tot oder fortgezogen. Denn im Jungbusch, sagt man, lebt man nicht, dort landet man.
Was heute Jungbusch heißt, war früher der Pestbuckel. Dort hat man Tausende Seuchenopfer vergraben. Im 19. Jahrhundert war es ein Stadtteil der gut betuchten Kaufmannsfamilien und Reeder. Später lebten Hafenarbeiter dort, dann Tagelöhner und Huren. Nachts schlichen die Mannheimer Männer aus ihren sauberen Wohlstandsleben in die dunkle Schmuddelecke der Stadt. In den Siebzigern gab es die Liebe in heimlichen Separees. Jungbusch war ein verwegenes Rotlichtviertel, verrufen und offiziell gemieden.
7 Kommentare verfügbar
Mannheimerin
am 02.04.2015Es tut mir Leid, dass in der Zweiten Liebe niemand mit euch sprechen wollte, aber deswegen aus persönlichem Beleidigt sein, das (übrigens) Restaurant SO dar zustellen? Schade. Hier wird niemand beobachtet oder…