Herr Pellkofer, erinnern Sie sich noch an die erste Begegnung mit Roland Emmerich?
Ja natürlich, das war 1978. Roland war damals Filmschüler an der Hochschule in München. Er hatte den "Franzmann" gedreht. Da ging es um zwei verfeindete Soldaten, die sich plötzlich im Schützengraben gegenüberliegen. Seine Schwester Ute hat damals noch mitgespielt. Jedenfalls kam er zu mir und sagte, Mensch, ich finde kein Kino, in dem ich den Film spielen darf. An einem Sonntag um 11 Uhr vormittags war dann Premiere bei mir.
War's voll?
Es kamen 200 Leute. Es war toll! Nach dem "Franzmann" hat er weiter studiert. Danach kam "Das Arche Noah Prinzip". Roland und sein Team haben in Maichingen in einer alten Waschmaschinenfabrik gedreht, direkt neben der Zuglinie. Sie mussten die Szenen oft nachvertonen, weil immer der Zug vorbeigerauscht ist. Ich war bis zwei Uhr nachts im Kino, danach bin ich manchmal noch vorbeigefahren. Sie haben dort richtig gelebt!
Hat er den Film auch bei Ihnen gezeigt?
Ja, die ersten drei Emmerich-Premieren liefen bei mir. Der "Franzmann", "Das Arche Noah Prinzip" und "Joey". Damals war es ja nicht so, dass man sich die einzelnen Szenen nach den Drehs einfach mal so anschauen konnte. Es wurde nur der halbe Film belichtet, das Material musste man dann mit dem Flugzeug zum Kopieren nach Rom schicken, die haben es fertiggemacht. Immer in ca. 5-Minuten-Stücke. Roland hat keinen gefunden, der ihn das Material anschauen ließ, also hab ich gesagt, wenn du die Muster hast, kannst du kommen und gucken. Das hat er dann gemacht.
Wie liefen denn solche Premieren damals ab?
Zu mir kamen nie die ganzen Großkopferten aus München. Sindelfingen? "Was sollen wir denn in dem Kaff?" Dafür war immer die letzte Reihe für Stammgäste reserviert, und wenn einer Geburtstag hatte, bekam er eine Freikarte. Für die Premierenfeiern haben wir die Sindelfinger Stadthalle angemietet. Die Premieren danach waren in Stuttgart. "Hollywood Monster" lief im Gloria und "Moon 44" im Atrium. Mit Premierenfeiern im Perkins Park und im Theaterhaus. Aber so eine schöne familiäre Stimmung wie bei mir gab's da nicht mehr.
Waren Emmerich und Sie befreundet?
Ich habe ihm häufiger mal geholfen. Einmal rief er an und sagte: "Wir haben da so eine Szene mit einem Ohrensessel. Aber der Ohrensessel fehlt uns." In der Zeitung habe ich dann eine Anzeige gefunden von jemanden, der einen Ohrensessel verkaufen wollte. Ein anderes Mal brauchten sie viele Computer-Bildschirme. Mein Nachbar hat damals bei HP gearbeitet und hat 20 alte Monitore besorgt. Die haben sich dann in unserer Wohnung gestapelt, bis sie abgeholt wurden. Und dann hat das Team sich einmal einen ganzen Stapel kleine Filmdosen in einer Drogerie besorgt. Die Schachteln waren zum Schluss die Raumstation Florida Arklab im "Arche Noah Prinzip".
War Ihnen denn da schon klar, dass Roland Emmerich mal berühmt wird?
Ja klar! Ich sagte mal zu ihm, Roland, was willst du denn mit Science-Fiction in Deutschland? Du musst nach Amerika!
Haben sie einen Emmerich-Lieblingsfilm?
"Independence Day", ganz klar. Der war klasse und hat richtig gut in die Zeit gepasst. "Godzilla" ging so. Zur Premiere haben sie mich gefragt, ob ich eine zündende Idee habe, den Film richtig gut zu inszenieren. Ich habe das Neckarstadion vorgeschlagen mit zwei Leinwänden und einem guten Konzept drumherum. Sie haben es dann doch in München gemacht. Das Catering war unter aller Kanone. Ich hätte mich geschämt! Da war ich sauer, und als ich Roland am nächsten Tag bei einer Interviewrunde getroffen habe, war meine erste Frage: "Sag mal, Godzilla ist ein Monster, das so groß ist, dass es den Central Park platt macht, aber auch so klein, dass er in einen U-Bahn-Schacht passt? Was ist denn das für eine Kacke?" Die anderen Journalisten waren entsetzt, wie da einer mit Emmerich so reden konnte.
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