Hoffmann kommt aus dem Norden. Die Liebe habe ihn hier heruntergezogen sagt er, die Landschaft sei platt wie ein Pfannkuchen. Hoffmann ist 66 Jahre alt. Früher war er Maurermeister, hat auch mal Umweltschutz studiert. Heute ist er Rentner und einer von 25 Schauspielern, die seit April 2015 in sogenannten militärischen Rollenspielen für diejenigen Soldaten Krieg und Krise nachspielen, die sie irgendwann real erleben müssen.
Ins Ausbildungsbataillon der Südpfalz-Kaserne kommen Soldaten der Luftwaffe aus ganz Deutschland zu praktischen Trainingseinheiten. Es gibt einen Parcours mit Wänden, Staffeln und Kreuzen im Boden, einen stockfinsteren Tunnel, in dem Sehen mit Nachtsichtgeräten geübt wird, es gibt die Dörfer Dragaš und Dobis und das Main Gate, Nachbau der Einfahrt in ein Bundeswehrlager – Wachhäuschen, Aussichtsposten, eine vergitterte Eingangsschleuse. Die Hinweisschilder sind in Englisch und Arabisch, die Situation könnte überall sein. Xfor nennt man das. Unbestimmtes Land.
Hoffmann ist von Anfang an dabei. Das Schauspielerische gefällt ihm. Er mag seine Rolle. Malik sei ein guter Typ, sagt er. Einer, der sich um seine Bevölkerung kümmert, der alles weiß, er ist das Eingangstor zu den beiden Ortschaften und derjenige, ohne dessen Information das ganze Szenario nur böse enden kann. Es sei ganz wichtig, sich in seine Rolle richtig reinzufühlen, sagt Hoffmann, und seiner Figur einen Charakter zu geben, Autorität, Kompetenz, Authentizität, damit es sich für die Soldaten anfühlt wie in echt. Unberechenbar. Das mag er. Das Unvorhergesehene. Auch jeder Soldat reagiert anders, sagt Hoffmann und seine Augen funkeln begeistert, als er erzählt, wie er einmal einfach an der ganzen Truppe vorbeigelaufen sei, ohne ein Wort zu sagen. Die hätten alle ganz schön geguckt, Mannomann.
Im Hintergrund explodiert mit einem Knall eine Mine und reißt einem Mann den Arm ab. Malik kniet jetzt auf der Wiese. Es knallt noch mal, leiser, ein Soldat hat aus Versehen den Hilfssheriff erschossen. Plastikdärme quellen aus dessen Sweatshirt wie Würmer.
6 Kommentare verfügbar
Sven Lehmann
am 09.07.2016Barolo
am 04.07.2016Nie wieder Krieg?
Nie wieder von und mit uns Deutschen?
Aber wennn schon ein Bundespräsident für den Krieg (gegen den bösen Putin) wirbt, dann ist ja alles in Ordnung.
Die MSM unterstützen das auch ganz brav.
Einzig in den NachdenkSeiten sieht man noch die Aussagen von Menschen mit Verantwortungsgefühl (A.Müller, W.Wimmer)
Laut Schröder brechen wir wenn es sein muss (also wenn USA das will) gerne auch das Völkerrecht und greifen Jugoslawien an.
Und in anderen Ländern wie Syrien führen wir gemeinsam mit unseren Freunden der USNATO Krieg ohne ein UN Mandat zu haben.
Das ist uns Deutschen heute sch...egal und nicht mal peinlich.
Jahrzentelange Gehirnwäsche "Wir sind die Guten" machen uns leider blind für die Realität.
Horst Ruch
am 04.07.2016Schwabe
am 29.06.2016Ob die Rolle als Bürgermeister Malik dem Laienschauspieler Wilfrid Hoffmann wohl als Karrieresprung dient?! Wenn nicht als Künstler dann vielleicht in der CDU oder in der AfD?
Für was sich ein Maurermeister so alles hergibt - man lernt halt nie aus?
Saitam
am 29.06.2016Fritz
am 29.06.2016Ab diesem Satz habe ich aufgehört zu lesen.