"Das Wasser kann nicht mehr wie bisher über den Schlossgarten ablaufen, sondern staut sich auf und könnte die Klettpassage und den Tiefbahnhof überschwemmen", sagt Heydemann. Der Ingenieur beschäftigt sich schon seit Jahren <link http: wikireal.org wiki stuttgart_21 _blank external-link>mit diesem Problem und ist ein wandelndes Lexikon, was mögliche Tiefbahnhof-Überschwemmungen angeht. Detailliert erklärt er das Risiko anhand der Geländehöhen und zerpflückt die offiziellen Aussagen, die es vom zuständigen Projektbüro dazu gibt. Nicht nur angesichts der jüngsten Überschwemmungen im Land kann einem da etwas mulmig zumute werden.
Unerwartete Probleme und Alibihandlungen
Handelt es sich hier um potenzielle Risiken in der Zukunft, zeigt die Führung aber auch an vielen konkreten Stellen, dass auch beim aktuellen Baufortgang längst nicht alles so im Lot ist, wie es das Projektbüro gerne verkündet. Dass etwa beim besagten Oberhaupt des Cannstatter Dükers noch große runde Öffnungen an den Seiten, aber keine zulaufenden Rohre zu sehen sind, bestätigt einmal mehr, wie wenig belastbar schon die kurzfristigen Planungen des Projekts sind. Im vergangenen September kündigte die Bahn <link http: www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de uploads tx_smedianews _blank external-link>in einer Pressemitteilung noch an, "der neue Kanal soll in der ersten Jahreshälfte 2016 in Betrieb genommen werden".
Die ist vorbei. Ein betriebsfertiger neuer Kanal ist auch mit viel Wohlwollen nicht in Sichtweite. Dafür sind die Arbeiten an anderen Stellen der Baustelle schon erkennbar weiter gediehen. "Weiter als beim Nesenbachdüker, obwohl man den viel dringender bräuchte", so Kuebart.
Ohne den fertigen Nesenbachdüker nämlich, dessen Bau wegen der schwierigen Geologie noch einige ungelöste Probleme bereithält, kann die Bodenplatte des Bahnhofs gar nicht betoniert werden. Momentan sieht man von ihm nicht viel mehr als zwei Rohrelemente, die einsam auf dem Gelände des ehemaligen Landespavillons herumstehen. Letztlich auch okay. Das Düker-Oberhaupt kann ohnehin erst gebaut werden kann, wenn die Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie verlegt ist, was noch <link http: www.kontextwochenzeitung.de wirtschaft wer-eine-grube-graebt-3717.html _blank external-link>mindestens zwei Jahre dauern soll.
Und was wiederum die Betonierung jener sogenannten Sauberkeitsschicht in Baufeld 16, die kürzlich als erster Schritt beim Bau der Bahnhofs-Grundplatte gepriesen wurde, vollends zur Baufortschritt vorgaukelnden Alibihandlung macht. Kuebart weist auf das Gelände neben jener Sauberkeitsschicht: "Schwarzbrauner, torfiger Boden, mit dem man wohl nicht gerechnet hatte und der noch komplett ausgetauscht werden muss, weil er nicht hält." Was zusätzlich dauern wird.
Immer noch möglich: Alternativen zum Weiterbau
Doch in der auf zwei Stunden angesetzten Führung wollen die Ingenieure 22 nicht nur auf Probleme hinweisen, die den Bau verzögern, verteuern und riskant machen. Sondern auch auf Alternativkonzepte, falls Stuttgart 21 noch gestoppt würde. "Wir wollen aufzeigen, welche Alternativen auch beim jetzigen Stand der Bauarbeiten noch umsetzbar sind", so Kuebart.
Peter Dübbers, Enkel des Bahnhofsarchitekten Paul Bonatz, will diese Konzepte bei der Führung genauer erläutern. So könnte man die bereits ausgehobene Grube unterhalb der ehemaligen, versetzten Prellböcke dafür nutzen, auf zwei Ebenen zum einen ein Parkdeck einzurichten, zum anderen den Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) wieder zurückzuholen, der mit Baubeginn von S 21 in die Stadtperipherie verbannt wurde. Das danach wieder nach hinten verlegte Gleisfeld könnte ein halb transparentes Solardach bekommen, die abgerissenen Seitenflügel des Bahnhofsgebäudes in modernisierter Form, aber mit deutlichen Reminiszenzen an ehemalige Proportionen und Fassadengliederung wieder aufgebaut werden (eine Bildergalerie zu dem Konzept gibt's <link http: www.parkschuetzer.de galerien _blank external-link>unter diesem Link).
21 Kommentare verfügbar
Müller
am 12.07.2016Vielen Dank. Ich bin gerne das Salz. Und ich freue mich sehr, dass es hier Leute gibt die andere Meinungen ertragen können. Respekt!
Zu Ihrem Beitrag weiter unten:
Die voraussichtlichen weiteren Kostensteigerungen sind natürlich eine Katastrophe.
Da hat man als Proler keine…