Warum nur hat der gute Mensch ein gutes Gefühl, wenn er "Mango Monkeys" kauft? Fair gehandelte Fruchtgummis und von den "Tatort"-Kommissaren Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt unterstützt. Weil das politisch voll korrekt ist, wenn auch etwas teurer im Vergleich zu Haribo-Goldbären. Aber es kommt philippinischen Straßenkindern zugute. Im schmucken "Weltladen" am Stuttgarter Charlottenplatz 17 sind die Affen neben Seidenschals aus Kambodscha und Blechkommoden aus dem Senegal zu haben, und wie man hört, ist die Nachfrage da. Die Kundschaft komme aus der nahen Markthalle vorbei, heißt es, und die bevorzuge Qualität.
Das gilt auch für das nebenliegende "Weltcafé", in dem Säfte aus Möhren, Äpfel, Ingwer und Holunder (Letzterer von der Schwäbischen Alb) sowie Butterbrezeln angeboten werden. Und selbstverständlich achtet auch das "Welcome Center" auf Qualität, welches der Dritte im Bunde im Alten Waisenhaus ist. Willkommen sind dort vor allem Fachkräfte aus aller Herren Länder, die sich beraten lassen wollen darüber, wie und wo es sich arbeiten und leben lässt in der Region. Und zwar so, dass sie begeistert sind, wie einer der Finanziers, der stellvertretende Ministerpräsident Nils Schmid (SPD), zur Eröffnung sagte. Denn, so meinte auch der geschäftsführende Wirtschaftsförderer der Region, Walter Rogg, das Land brauche die Zuwanderung solcher Kräfte, wenn es nicht hinten runterfallen wolle. Ökonomisch gesehen.
Einen Stock drüber ist der voll ideelle Bereich angesiedelt. Er heißt "Globales Klassenzimmer" und "Weltwerkstatt" und steht denen offen, die am Counter des "Welcome Center" womöglich kleinere Begeisterungsstürme auslösen: Flüchtlinge, die immer mehr werden, MigrantInnnen, die mitsprechen wollen, AktivistInnen, die globale Zusammenhänge erklären wollen. Natürlich kritisch. Das kann eine wirklich interessante Etage werden, wenn gelingt, was der Träger, der "Welthaus Stuttgart e. V.", will: einen Ort, an dem diskutiert wird, wie eine friedliche und gerechte Welt aussehen könnte. Sachverstand und Engagement bringen die Gruppen, von Peter Grohmanns Anstiftern über Gerd Rathgebs Poema, Johannes Lauterbachs "Stuttgart open fair" bis zum mosambikanischen Verein Bazaruto, reichlich mit.
Das muss sich freilich erst zurechtrütteln – ohne den Druck der Superlative, die Politiker offenbar für unabdingbar halten. Fritz Kuhn rühmt das Experiment schon heute als "einzigartiges Zentrum, das für Weltoffenheit, interkulturellen Austausch und solidarisches Miteinander" stehe. Wow! Warum sagt der Grüne nicht: Das Häusle haben wir hingekriegt, jetzt gucken wir mal, was passiert.
3 Kommentare verfügbar
Kornelia
am 04.12.2014Marktkonform und einseitig wirtschaftsorientiert!
Und wie mittlerweile weltweit üblich: das goodwashing: vorneweg wird eine "wir sind die Guten" NGO eingesetzt, die als "Türöffner" und als gute Fee das Raubtier den Weg ebnet!
In…