Seit Juni 2022 befasste sich der Untersuchungsausschuss "IdP & Beförderungspraxis" mit fragwürdigen Zuständen bei der Polizei und im Innenministerium. Ein Schwerpunkt war, inwieweit Karrieren nicht nach Qualifikation und Eignung verlaufen sind, sondern durch politische Seilschaften vorangetrieben wurden. Insbesondere stand der Aufstieg des früheren Inspekteurs der Polizei (IdP), Andreas Renner, im Fokus: Er war 2020, als das Amt des höchsten uniformtragenden Polizisten in Baden-Württemberg neu zu besetzen war, der klar favorisierte Wunschkandidat des Innenministers. Auch Strobls eigenes Verhalten ist Thema im Ausschuss gewesen. Er hatte ein vertrauliches Anwaltsschreiben an einen Journalisten weitergegeben. Als die Staatsanwaltschaft in dieser Angelegenheit gegen Unbekannt zu ermittelte, ließ der Minister sie wochenlang ins Leere arbeiten, bis – durch einen Zeitungsbericht – öffentlich wurde, dass er selbst die Verantwortung für die Weitergabe trägt.
Jetzt beendet das Gremium seine Arbeit. Der Abschlussbericht und die in der Bewertung der Ergebnisse abweichenden Sondervoten der Opposition sollen noch vor Weihnachten im Landtag debattiert werden. Für die FDP ist die frühere Richterin Julia Goll hartnäckige Ausschuss-Obfrau. Im Interview mit Kontext erläutert sie, warum der Innenminister ihrer Ansicht nach hätte zurücktreten müssen und warum es ein Skandal bleibt, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) keine Konsequenzen aus dem Verhalten seines Stellvertreters gezogen hat.
Frau Goll, was war für Sie die größte Überraschung in den mehr als dreißig Sitzungen?
Ich glaube, mich hat irgendwann nichts mehr überrascht.
Das stellt der Polizeiführung und dem Innenministerium aber kein gutes Zeugnis aus.
Dafür gibt es auch gar keinen Grund. Wir haben einen Umgang mit der Wahrheit erlebt, der einfach nicht zu akzeptieren ist.
Sie haben mehrfach den Rücktritt des Innenministers gefordert. Allerdings ohne Erfolg …
… das ist relativ. Es stimmt, der Innenminister ist nicht zurückgetreten. Der Untersuchungsausschuss hat aber die Gründe säuberlich herausgearbeitet, warum er hätte zurücktreten müssen. Es bleibt ein Skandal, dass er selber daraus keine Konsequenzen gezogen hat. Das Gleiche gilt für den Ministerpräsidenten, der ihn hätte entlassen müssen. Und für die CDU-Fraktion.




0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!