Die Angst können auch die weihnachtlichen Lichter im Neuen Schloss nicht vertreiben. Sie schwebt über dieser Stuttgarter Lesung, die ein Beispiel für gelungene Integration, ein Hoffnungsschimmer für traumatisierte Jesid:innen sein wollte. Die Angst der Frauen und Männer, abgeschoben zu werden in den Irak, zurück in die Region, wo viele vergewaltigt, versklavt, getötet wurden.
Über ihre Gefangenschaft und ihre eigene Flucht vor dem IS haben Farhad Alsilos und Jihan Alomar geschrieben. Beide sitzen an diesem Tag vor Weihnachten auf der Bühne. So lassen sich Traumata verarbeiten, so kann Integration aussehen. Die jungen jesidischen Zuhörer:innen im Stuttgarter Marmorsaal feiern sie wie Held:innen. Doch Farhad, der Student, Autor des eigenen Leidens, sagt auch: "Viele haben Angst, zurück ins Nichts geschickt zu werden." Da wird es ruhig im Saal.
Es wird wieder abgeschoben in den Irak. Hessen tut es, Bayern tut es, NRW weigert sich. Und Baden-Württemberg schweigt. Ausgerechnet das Land, das 2015 in einem Sonderkontingent rund 1.000 Jesid:innen mit ihren Kindern aufgenommen hat, zu denen auch Farhad und Jihan gehörten. "Einen Abschiebestopp wie in NRW, das würde ich mir von meinem Bundesland Baden-Württemberg wünschen", sagt Jan Ilhan Kizilhan heute. Der Traumatolge hatte die Frauen für das Sonderkontingent ausgesucht und betreut sie.
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Rebstock
am 27.12.2023