Herr Murawski, Sie gelten als Spiritus Rector des Sonderprogramms Jesidinnen. Waren Sie deshalb so angefressen von der Kritik der Medica-mondiale-Gründerin Monika Hauser?
Angefressen ist nicht der richtige Ausdruck. Ich bin verblüfft über faktische Aussagen, die wenig mit der Realität zu tun haben. Mich verwundert, dass jemand wie Frau Dr. Hauser, die einer so renommierten Institution vorsteht, <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik hilfe-statt-hype-4019.html internal-link-new-window>im Kontext-Interview so leichtfertig mit Fakten umgeht und die Kompetenz von Professor Ian Kizilhan anzweifelt. Und Spiritus Rector war streng genommen der Zentralrat der Jesiden in Deutschland, der nach dem Genozid im Nordirak den Ministerpräsidenten und mich angesprochen hat. Dann hat mich der Ministerpräsident beauftragt, mit dem Zentralrat im Gespräch zu bleiben, weil er angesichts der schrecklichen Dimension des Ganzen helfen wollte. Ich glaube, dass den wenigsten Menschen, die das Projekt beurteilen, klar ist, was dort im Nordirak wirklich passiert. Da wir jedes einzelne Schicksal genau dokumentieren, habe ich einen Überblick über das Ausmaß des versuchten Genozids an den Jesiden und die sexuelle Gewalt und Versklavung der Frauen.
Medica mondiale arbeitet seit dem Bosnienkrieg 1992 mit Frauen, die Opfer von sexualisierter Gewalt wurden. Sie nennen das übrigens bewusst sexualisierte, nicht sexuelle Gewalt gegen Frauen, weil sie von der Sicht der Opfer, nicht der Täter ausgehen. Sie werfen Monika Hauser ja vor, um es mal beim Namen zu nennen, dass sie gelogen hat. Was war denn nun faktisch falsch?
Ich lege großen Wert darauf, dass ich das nicht bewerten will. Aber wenn man jemandem wie Professor Ian Kizilhan vorhält, er verfüge nicht über die notwendige Erfahrung, dann ist das einfach falsch. Professor Kizilhan hat für verschiedene internationale Organisationen viele Frauen aus Afrika behandelt, zum Großteil Opfer von sexualisierter Gewalt. Er hat Studien begleitet mit mehr als 1000 Patientinnen, ausschließlich aus diesem speziellen Fachgebiet. Wie kann man so eine Behauptung aufstellen?
Sie unterstellen also Konkurrenz als Motiv der Kritik?
3 Kommentare verfügbar
Klaus-Peter Klauner
am 18.12.2016Das Jesidinnenprojekt in Baden-Württemberg scheint eine klassische Instrumentalisierung von sexuell traumatisierten Frauen zu sein, wie wir es aus jedem Krieg kennen.
Dabei würde ich Herrn Kretschmann nicht mal bewusste Strategie unterstellen, sondern das passiert uns…