Lassen Sie uns eine Lanze für die Medien brechen. Nicht für alle, aber für manche. Denn Hand aufs Herz: Hätte man Edward Snowden geglaubt, wenn sich nicht der "Guardian" und die "Washington Post" um die Aufarbeitung und Veröffentlichung der NSA-Daten gekümmert hätten? Was ist mit den Luxemburg-Leaks? Was mit den Panama-Papers? Aktuell den Football-Leaks? Wer hätte von diesen Sauereien erfahren, wenn es nicht von seriösen Medien geprüft, professionell aufgearbeitet und verbreitet worden wäre? An wen sollen sich Whistleblower wenden, wenn nicht an Journalisten mit etablieren Plattformen und Schlagkraft gegen die Mächtigen, die kritisiert werden? Wir möchten festhalten: In den vergangenen Jahren hat "die Presse" auch eine Menge Positives geleistet.
Am gestrigen Montag fand in Luxemburg die Berufungsverhandlung im Fall des Lux-Leaks-Whistleblowers Antoine Deltour und der Mitangeklagten Raphael Halet und Edouard Perrin statt. Im vergangenen Sommer wurden Deltour und Halet zu Geld und Haftstrafen auf Bewährung verurteilt, der Journalist Perrin wurde freigesprochen. Die Luxemburger Staatsanwalt ging daraufhin in Berufung. "Die Berufung der Luxemburger Staatsanwaltschaft ist ein Angriff auf die Pressefreiheit. Wenn das Handeln von Edouard Perrin als Anstiftung zum Geheimnisverrat gewertet wird, wird die Arbeit vieler Journalisten erschwert", sagt Sven Giegold, Zeuge im Lux-Leaks-Prozess und finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament.
Die Pressefreiheit muss verteidigt werden. Vor den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, die unliebsame Fakten unterdrücken wollen und Whistleblower wie Edward Snowden verfolgen. Vor Diktaturen wie in der Türkei. Und vor Pöblern, die allen Journalistinnen und Journalisten seit nun bald zwei Jahren platt Dummheit, Faulheit und Arroganz unterstellen. "Sind Sie Gott-gleich?", fragte kürzlich eine Mail-Schreiberin.
Nein, sind wir nicht. Wir wünschen uns aber, dass wahrgenommen wird, was gute Journalistinnen und Journalisten leisten und wie wichtig sie für eine demokratische Gesellschaft sind. Als Korrektiv, als vierte Gewalt, als Filter gegen Hass, Hetze und Fake News aller Art. Unserer Meinung nach verdient das Respekt.
13 Kommentare verfügbar
andromeda
am 24.12.20161.Laut Washington Post (ehemals Nutznießer der Snowden-Enthüllungen neben Spiegel und Guardian) ist Edward Snowden neuerdings schon immer ein russischer…