Die Antwort heißt bislang: Ausbildung. Aktuell bildet ForstBW an 35 über das Land verteilten Ausbildungsstätten pro Jahrgang 100 junge ForstwirtInnen aus. In den Bildungszentren in Gengenbach (Kreis Offenburg) und Königsbronn (Kreis Heidenheim) absolvieren die Azubis ihren Berufsschulunterricht. Allerdings läuft die Finanzierung dieser Berufsausbildung nach bisherigem Modell Ende 2021 aus. Danach soll ForstBW damit beginnen, die Ausbildungsplätze zu reduzieren, bis ab 2026 nur noch so viele Forstwirte ausgebildet werden, wie der Landesforstbetrieb benötigt. Angenommen werden hier 40 pro Jahr. Mehrere Millionen Euro jährlich sollen so für den Landeshaushalt eingespart werden – freilich mit der Folge, dass sich der Fachkräftemangel im Wald noch verschärfen könnte.
Die Alternative wäre, so ist es auch im "Gesetz zur Umsetzung der Neuorganisation der Forstverwaltung Baden-Württemberg" vorgesehen, dass "Dritte", also Kommunen, private Waldbesitzer oder Forstunternehmen, die bislang selbst ausgebildete Forstwirte beschäftigen, künftig für die Ausbildung mitbezahlen. Gespräche in diese Richtung gibt es bereits, aber noch kein Ergebnis, denn ein Konzept, wie die Ausbildung in diesem Falle neu geregelt werden könnte, fehlt bislang. Und noch existieren keine Zahlen, was die Ausbildung einen städtischen Forstbetrieb oder einen Unternehmer kosten würde. Intern wird jedoch mit Kosten von 40.000 Euro pro Jahr und Lehrling gerechnet.
Bayern hat die Ausbildung erst ab-, dann ausgebaut
In der Tübinger ForstBW-Zentrale sieht man wenig Sparpotenzial am Personal. Mittelfristig bleibe der Bedarf von 100 Auszubildenden pro Jahr bestehen, sagt Sprecherin Britta Bauer. Wie viele der bislang flächendeckend vorgehaltenen Ausbildungsstätten beim Festhalten an den Reduzierungsplänen geschlossen werden müssten, ist dagegen unklar. Dafür liege bislang keine Konzeption vor, sodass auch "keine seriöse Zahl" genannt werden könne, so Bauer.
Markus Wick, Forstwirtschaftsmeister am Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn und als Vertreter des Personalrats im ForstBW-Aufsichtsrat vertreten, befürchtet, der Forstwirtberuf werde "regional aussterben", wenn sich ForstBW als Ausbildungsbetrieb aus der Fläche zurückzieht. Viele angehende ForstwirtInnen kommen nach zehn Schuljahren in die Ausbildung und sind oft noch zu jung, um für die Lehre in eine andere Region zu ziehen. Dadurch könne der Beruf regional deutlich unattraktiver werden. "Uns werden die ausgebildeten Fachkräfte an der Basis wegbrechen", sagt Wick. "Wer soll denn in Zukunft den Aufbau und die Pflege klimastabiler Wälder bewerkstelligen, wenn nicht unsere Forstwirtinnen und Forstwirte?"
Wick verweist auf eine Entwicklung in Bayern. Dort habe man mit der Gründung der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) 2005 einen großen Teil der bestehenden Ausbildungsstätten geschlossen und die Ausbildung auf den Eigenbedarf von 30 Azubis pro Jahr reduziert. Mittlerweile, das bestätigt BaySF-Sprecher Jan-Paul Schmidt, bilden die Staatsforsten jährlich wieder rund 65 ForstwirtInnen aus, die Zahl der Ausbildungsstätten wurde nahezu verdoppelt. Rund die Hälfte der jungen Waldarbeitenden erhalte ein Übernahmeangebot der BaySF.
Der Hilferuf aus der Forstwirtschaft ist in der Landespolitik nicht gänzlich verhallt. Die baden-württembergischen Grünen haben den Weiterbestand des bisherigen Ausbildungsmodells in ihr Wahlprogramm aufgenommen. "Die Zukunft des Waldes hängt auch von gut aus- und weitergebildeten Menschen ab, die den Waldumbau voranbringen", heißt es da. Das Land solle daher "auch über 2021 hinaus 100 Ausbildungsplätze für ForstwirtInnen finanzieren".
"Wir brauchen mehr ForstwirtInnen, nicht weniger"
Maßgeblich dafür eingesetzt hat sich Reinhold Pix, Grünen-Landtagsabgeordneter aus Freiburg und forstpolitischer Sprecher seiner Fraktion. "Wir brauchen mehr ForstwirtInnen, nicht weniger", sagt Pix. In der Vergangenheit seien mehr und mehr klassische Försteraufgaben auf die ForstwirtInnen übertragen worden. Daher wachse auch der Bedarf an Fachkräften. Nur für den Eigenbedarf auszubilden, sei nicht im gesellschaftlichen Interesse, so Pix.
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