Löbel keilte sich schon als Vorsitzender der Jungen Union in die Schlagzeilen und hatte mehrfach jede Menge Ärger am Hals. Zum Beispiel vor fünf Jahren, als er mitverantwortlich war für die Kampagne "Kretschmann wählen, heißt Özdemir bekommen". Die musste zwar zurückgezogen werden, brachte ihm aber doch viel Applaus ein in den eigenen, gerade nicht auf Stilsicherheit und Fairness gepolten Kreisen. Im Herbst wurde öffentlich, dass er sich mit seiner Firma – die, die wenig später Provision kassierte – in der CDU-Kreisgeschäftsstelle eingemietet hatte, mehrere Monate aber nicht zahlte. Am 23. Oktober war Bundestagskandidaten-Aufstellung. Es hätte eine Alternative gegeben, die Rechtsanwältin Maike-Tjarda Müller, die ausdrücklich der heftigen Kritik am Mandatsträger wegen ins Rennen gegangen ist. Sie erhielt 27 Stimmen von 195 Stimmen, Löbel 168 – nachdem er herumgesülzt hatte, er habe Fehler gemacht und seinen politischen Instinkt verloren.
"Was macht der für mich?"
Warum um alles in der Welt sollte er dann in den Bundestag? "Weil bei uns nicht mehr nach Fähigkeiten oder vielleicht sogar nach Charisma entschieden wird", sagt ein scheidender Landtagabgeordneter, "sondern nur noch nach der Frage, was macht der für mich, dem ich meine Stimme gebe." Auf diese Weise könnten diesmal nicht wenige Jungunionisten in den Landtag kommen und Hagel, der ausweislich seiner Facebook-Seite im Sommer alle besucht und belobigt hat, tatsächlich zum Fraktionschef machen.
Ohnehin sitzt schon so mancher auf dem Personalkarussell im Netz, in den unterschiedlichen Whats-App-Gruppen, und in der realen Welt: Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger, zum Beispiel, der sich in den vergangenen Wochen so auffallend emsig um die Gäubahn kümmert, könnte Strobl im Landesvorsitz beerben, wobei der Königsmörder allerdings noch gesucht wird. Denn wenn der 60-Jährige nicht von sich aus dem Hut nimmt, hat er erst einmal das Heft des Handelns in der Hand. Immerhin ist er erst vor wenigen Wochen zum Vize des neuen Parteichefs Armin Laschet gewählt worden und, so wird er argumentieren, einer müsse ja die Partei zusammenhalten in schwerer Stunde.
Die Masche zieht überraschenderweise seit 2011, seit Strobl – wie wohl zuerst als Generalsekretär seit inzwischen mehr als 15 Jahren (!) - mitverantwortlich ist für den Niedergang. Oder – je nach Ausmaß des Debakels – bereits der Sonntagabend entwickelt doch eine eigene Dynamik. Im Falle von Löbel, der zugegeben keine Wahl verloren, sondern sich moralisch vom Platz gestellt hat, wusste Eisenmann jedenfalls ganz genau und forsch vorzutragen, was zu tun ist: "Politische Verantwortung übernimmt man sofort, das ist Persönlichkeit, das ist Rückgrat, das ist meine klare Erwartungshaltung". Die ihrer Partei vielleicht auch.
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Peter Meisel
am 10.03.2021Ganz aktuell…