So weit ist es gekommen. "Mir ist das Studienzentrum nur aus den Medien bekannt", sagt der neue Generalsekretär der Südwest-CDU, Manuel Hagel. Und eigentlich nicht einmal das, denn er habe "schon lange nichts mehr gelesen". Dabei sind es gerade die Jungen und Jüngeren, die ihre Partei gern nach rechts öffnen würden. Hagel, der Ehinger Landtagsabgeordnete und CDU-Stimmenkönig, hat mit einer neuen konservativen Positionierung in der Fraktion gleich zu Amtsantritt für jede Menge Stirnrunzeln gesorgt. Andere schlagen noch deutlichere Töne an: Für Nikolas Löbel, Landeschef der Jungen Union, ist es "ein Fehler", die Alternative für Deutschland einfach nur in die rechte Ecke zu stellen. Denn sie sei für viele "die willkommene Gelegenheit, auf dem Stimmzettel mit Nein zur aktuellen Flüchtlings- und Migrationspolitik zu stimmen, die eine Mehrheit der Menschen in unserem Land nicht will". Löbel warnt vor einer "grenzenlosen Migrationspolitik". So als wäre er zumindest in der CSU und einer jener Weikersheimer, die den Blick inzwischen noch strammer nach rechts richten als früher.
"Massenzuwanderung und ihre Folgeprobleme" war das Thema der Jahrestagung am vergangenen Wochenende, der 39. in der Weikersheimer Geschichte. Vom hochherrschaftlichen Rittersaal ist der eingetragene Verein längst in die Orangerie des Stammsitzes der Herren von Hohenlohe gezogen. Vorbei die Zeiten, in denen mehrere Hundert Teilnehmer und Journalisten anreisten, linke und linksliberale eingeschlossen, in denen Gerhard Schröder oder Annette Schavan, Gesine Schwan, Joachim Gauck oder Rita Süßmuth der seltsamen Organisation im Fränkischen ihre Aufwartung machten – als Referenten, die den von Filbinger dringend erwünschten Eindruck von Pluralität und Überparteilichkeit erzeugten und nebenbei an ihrem Image als Politintellektuelle polieren konnten. Kleine und größere Risse im Lack gab es immer schon, vor allem, wenn Figuren im Weikersheimer Dunstkreis auftauchten, die näher zum äußersten rechten Rand hin operierten, als es die Volkspartei CDU und die Medien schicklich fanden.
Wandel zum bürgerlich liberalen Thinktank gescheitert
Heute ist der eingetragene Verein geschrumpft auf noch rund 170 Mitglieder. Etwa 60 Zuhörer fanden am Wochenende den Weg. Und angesagt war zuallererst Schadensbegrenzung. Denn Harald Seubert hatte seinen Rückzug mit schweren Vorwürfen unterlegt. Der evangelische Professor für Philosophie und Religionswissenschaft war 2011 Präsident geworden, wollte die Einrichtung als "bürgerlich liberalen Thinktank" präsentieren. In einem seiner Vorträge erklärte er den Idealismus "zum geistigen Erbe unserer Nation" und zum "Anknüpfungspunkt für einen modernen freiheitlichen Konservatismus", den das Studienzentrum bewahren müsse. Hat es aber nicht.
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Studienzentrum Weikersheim
am 21.09.2016Das Präsidium des Studienzentrums Weikersheim zum Rücktritt des Präsidenten Prof. Dr. Harald Seubert
Mit großem Befremden nimmt das Präsidium die Art und Weise des Rücktritts des Präsidenten Harald Seubert…