"Der Verkehrssektor ist der einzige, der in den letzten dreißig Jahren keinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet hat", sagt Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf zwei, besser 1,5 Grad zu begrenzen, gilt es die Treibhausgasemissionen in allen Bereichen zu eliminieren. Also auch im Verkehr, der rund 20 Prozent dazu beiträgt, in Baden-Württemberg gar 31 Prozent. Die Emissionen sind hier seit 1990 sogar um zehn Prozent gestiegen. Davon gehen 60 Prozent auf das Konto der Pkw, für 35 Prozent sind Lkw verantwortlich.
Hermann hält sein Ministerium und die Öffentlichkeit auf Trab. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen hat er zuerst den ÖPNV-Report Baden-Württemberg vorgestellt, der untersuchen sollte, ob und wie sich bis 2030 eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr erreichen ließe: gegenüber 2010, landesweit. Am folgenden Tag ging es im "Zweiten Zukunftspakt Mobilität Region Stuttgart" nicht allein um den ÖPNV, sondern um alle Aspekte des Verkehrs rund um die Landeshauptstadt.
Der ÖPNV-Report ist eine Studie, die das Verkehrsministerium bei dem Hamburger Büro Civity in Auftrag gegeben hat. Um Land zu gewinnen, haben die Gutachter nicht nur 22 Verkehrsverbünde, 44 Landkreise und mehr als 1.000 Gemeinden im Land untersucht, sondern auch den Blick über den Tellerrand schweifen lassen. Als besonders interessant erwiesen sich der Verkehrsverbund Zürich (VVZ), Ostwind, der flächenmäßig größte Verbund der Schweiz, der sich über sechs Kantone erstreckt, und der Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV).
Ohne Auto aufgeschmissen? Das soll sich ändern
Die gute Nachricht zuerst: Das Haltestellennetz in Baden-Württemberg lässt kaum zu wünschen übrig. Zu Fuß brauchen 85 Prozent der Einwohner und mit dem Fahrrad 99 Prozent nicht länger als fünf Minuten zur nächsten Bus- oder Bahnhaltestelle. Was nicht viel nützt, wenn dann nur dreimal am Tag ein Bus fährt. In den ländlichen Regionen wurde der Linienverkehr in der Nachkriegszeit immer mehr ausgedünnt, bis nur noch der Schülerverkehr übrig blieb, ergänzt in der Regel um ein bis zwei weitere Fahrten am Tag, weil es dafür Fördermittel gab. Ohne eigenes Auto ist häufig nichts zu machen.
2 Kommentare verfügbar
Ernest Petek
am 21.12.2020Verkehrswende sagt sich so leicht https://www.blautopf.net/index.php/politik/umwelt/item/104-verkehrswende-sagt-sich-so-l…