Anita Olivieri Passeri ist bereits ein wenig in der Welt herumgekommen. Sie sei halb Schweizerin, halb Italienerin, sagt sie. Die vergangenen fünf Jahre hat sie in Israel verbracht, jetzt möchte sie ihren zweiten Master in Kammermusik machen. Ein zweiter Masterabschluss, das gilt normalerweise als Zweitstudium, für das ebenfalls eine Gebühr von 1.500 Euro fällig ist. Aber anscheinend sind Ausnahmen möglich: Sie bezahlt 600 Euro pro Semester, muss aber in zwei statt vier Semestern fertig sein. Ihr Instrument ist Querflöte. Auch ist sie auf Nebentätigkeiten angewiesen. Im Moment ist die Konkurrenz groß. "Jeder braucht Jobs", stellt sie fest. Ihre Familie unterstützt sie. Doch als fünftes Kind will sie nicht ständig den Eltern auf der Tasche liegen.
Aber nicht, um auf ihre persönliche Situation aufmerksam zu machen, meldet sich Olivieri Passeri auch als Rednerin zu Wort. Jedes Mal, wenn sie in diesem Jahr von Italien nach Israel, von Israel nach Deutschland geflogen ist, musste sie zwei Wochen in Quarantäne. Da hatte sie viel Zeit zum Nachdenken. "Covid 19 hat unser Leben entschleunigt", sagt sie. In Israel war sie mehrfach Solistin des Symphonieorchesters der Musikhochschule von Tel Aviv, dirigiert auch von Zubin Mehta, dem Ehrenpräsidenten der Hochschule. Seit acht Monaten hat sie nun keine Auftritte mehr.
Sie will dies aber nicht nur negativ sehen: Die Verlangsamung gebe einem Zeit, sich Gedanken zu machen, was wichtig ist. Gerade Kunst biete eine Möglichkeit zu diskutieren, worauf es in der Krise besonders ankomme, betont sie. Im Moment werde den Studierenden jedoch vermittelt: Das, was ihr macht, ist völlig unwichtig. Wie die Mitglieder der Bayerischen Akademie der Schönen Künste stört sie, dass Kunst und Kultur mit Unterhaltung und Freizeitvergnügen auf eine Stufe gestellt wird: "Es gibt nichts, mit dem ich als Künstlerin weniger einverstanden sein könnte."
AStA hält Ausländer-Gebühr für verfassungswidrig
860 Studierende hat aktuell die Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Davon stammen 40 Prozent aus anderen Ländern, innerhalb und außerhalb der EU. Nirgendwo ist der Anteil so hoch wie bei den Musikhochschulen, kaum irgendwo gibt es einen so regen internationalen Austausch – denn natürlich sind deutsche MusikerInnen ebenso in anderen Ländern unterwegs. Die 180 bis 200 Teilnehmer der Demonstration studieren überwiegend an der Stuttgarter Musikhochschule, wie auch am Begleitprogramm erkennbar wird: eine Sängerin mit Gitarrenbegleitung und eine Sambaschule aus der Schlagzeugklasse.
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Jue.So Jürgen Sojka
am 16.12.2020Demokratie beginnt in der Gemeinde
Nun sind die Hochschulen eben in den Gemeinden / Städten angesiedelt – Ausbildung zu eigenständigen Persönlichkeiten, mit der größten Wirkung in die Gesellschaft, so sie in die höchsten…