(lacht) Alle diese beteiligten Herren haben versucht, die Bahn als wichtiges Projekt voranzubringen. Das heißt aber nicht, dass ich die Fähigkeiten und die Qualifikation dieser Herren gleichermaßen schätze.
Kennen Sie das Bonmot, dass die Daimler-Leute geholt wurden, um die Bahn an die Wand zu fahren und als Konkurrenz zum Auto klein zu halten?
Das ist ja wohl ein Witz. Alles ging mit Helmut Kohl los, der meinen geschätzten Kollegen Heinz Dürr zur Bahn geholt hat. Das war doch kein Versuch, auf diesem Weg die Zukunft der Automobilindustrie zu sichern. Damals ging es darum, die Bahn so schnell wie möglich zu privatisieren. Das war der eigentliche Grund, und nicht die Förderung der Automobilindustrie. Wenigstens Letzteres konnte verhindert werden. Auch dank Peter Conradi.
Kommen wir zur Kunst, Herr Reuter, und damit zu Peter Lenk. Wir wissen, dass Sie ihn schätzen.
Peter Lenk ist ein uralter guter Bekannter, um nicht zu sagen Freund. Entstanden ist diese Freundschaft aus satirischem Anlass. Mein ehemaliger Vorstandskollege Werner Niefer kam in mein Büro und schimpfte: "Dieser Skandal, diese Frechheit, der Lenk zieht mich mit seiner neuen Plastik in Konstanz durch den Kakao". Darauf habe ich mir den Lenkschen Brunnen auf der "Laube" angesehen und gelacht, genau wie vorher schon über den Mercedesstern, den mir der Kerl als Heiligenschein auf den Kopf gesetzt hatte. Daraufhin bin ich mit Niefer an den Bodensee zu Lenk gefahren, der uns von seiner Arbeit erzählt hat. Auf der Heimfahrt haben wir beide gesagt: "Donnerwetter, hinter diesem Witzbold steckt ja ein ganz ernsthafter Mensch". Das ist das Faszinierende an Lenk, und genau das setzt er in seinen Arbeiten um. Er macht den Menschen, die das Sagen haben, klar: Nehmt euch bloß nicht allzu ernst. Das ist eine zutiefst demokratische Aufforderung und das ist, zusammen mit seinem künstlerischen Potential, das zweifellos erheblich ist, beeindruckend.
Nicht jedem gefällt es, wenn er von Lenk öffentlich aufs Korn genommen wird. Manche versuchen auch, das zu verhindern wie Martin Walser.
Wenn von oben versucht wird, Kritik und Satire totzuschweigen, dann schadet das der Allgemeinheit. Das weiß auch Peter Lenk, deshalb ist er so beharrlich. Der ist stur wie ein Panzer, aber er lacht gleichzeitig.
5 Kommentare verfügbar
Lowandorder
am 30.05.2020“ Danke für den Link zu kontext. Das Erfreuliche zum Unerfreulichen.
Kretschmann, Geißler, Herrenknecht,
bei den Namen wird mir schlecht.
Edzard Reuter, Peter Lenk
sind hingegen ein Geschenk.“
kurz - anschließe mich