Herr Dörre, die Agentur für Arbeit meldet jeden Monat weniger Arbeitslose, inzwischen so wenige wie 1991. Alles bestens also?
Wir sprechen heute von einer prekären Vollerwerbsgesellschaft. Auf der einen Seite haben wir eine Rekordzahl an Erwerbstätigen. Aber immer mehr Menschen werden über unsichere, heikle und schlecht bezahlte, kurz, über prekäre Arbeitsverhältnisse in den Arbeitsmarkt integriert. Die Arbeitslosigkeit wurde also vor allem durch die Ausdehnung prekärer Beschäftigung gesenkt. Der Beweis: Das Volumen an bezahlten Erwerbsarbeitsstunden ist gegenwärtig nicht größer sondern sogar geringer als 1991. Dies ist nur mit der hohen Zahl an unsicheren Beschäftigungsverhältnissen zu erklären. Viele der Betroffenen kommen mit ihrem Lohn kaum über die Runden.
Oder müssen beim Jobcenter um Unterstützung bitten. Das gibt es sogar bei profitablen Konzernen wie Daimler.
Nichts ist erniedrigender, als hart zu arbeiten und trotzdem auf Stütze angewiesen zu sein. Und damit sich und der Gesellschaft eingestehen zu müssen: 'Wir sind aus eigener Kraft nicht in der Lage, das Leben unserer Familien zu sichern, wir brauchen staatliche Hilfe.' Das ist ein Skandal. Denn in der Konsequenz bedeutet das, dass die Steuerzahler, also wir alle, zur Kasse gebeten werden. Und die Kosten, die die Unternehmen tragen müssten, abgewälzt werden auf die Gesellschaft.
3 Kommentare verfügbar
Roland Neuhaus
am 18.05.2017"Die Drei-Klassen-Gesellschaft unter Arbeitnehmern (Tarifbeschäftigte, Leiharbeitnehmer und Werkvertragsarbeitnehmer) und und deren absurde Auswirkungen am Band bei der Firma „Däumler“ war SWR-Fernsehzuschauern…