Auf einer Kreuzfahrt im Mittelmeer. Ein Stratege aus der Berliner SPD-Zentrale ist mit an Bord. Wir reden darüber, dass heute alles viel leichter zu organisieren ist. Eigentlich. Mit Computer und Handy. "Und trotzdem kommen wir an die Menschen nicht mehr richtig ran", frage ich mich. Der Berliner Mitreisende neigt den Kopf, ein Lächeln um die Mundwinkel: "Vielleicht liegt's am Handy?" Das hat sich in meinem Kopf festgesetzt.
In der Tat, die SPD will mit einem ganz modernen Kommunikations-Management Menschen für sich gewinnen. Die sozialen Medien sollen's bringen. Nur wenig Papier verteilen, Mitglieder-Telefonkonferenzen sollen überzeugen. Und die mediengeformten Genossen sollen den Eindruck gewinnen, eingebunden, an der Formulierung der aktuellen Politik beteiligt zu sein.
Wie kommt es aber, dass ich vielen begegne, die nicht überzeugt sind, die in ihrem Alltag andere Erfahrungen machen, auf Antworten warten, keine bekommen – eigentlich gar keine Lust mehr auf Politik haben?
Erklärungen werden von universitär Trainierten angeboten: Die Menschen seien heute weniger politisch interessiert, besonders Jüngere würden von der Unterhaltungsindustrie eingefangen und seien für längere Engagements nicht mehr zu gewinnen. Und dann gebe es ja den typischen Arbeitnehmer nicht mehr, was man endlich mal begreifen müsse. Die SPD müsse sich weiter modernisieren in Inhalt und Management – also noch mehr "Handy".
Das Telefon klingelt und bringt mir die Mitglieder-Telefonkonferenz ins Haus. Ein paar nachdenkliche Fragen, ein Lob, verständnisvolle Antworten. Das war's. Politische Konsequenzen? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir machen weiter wie gehabt.
19 Kommentare verfügbar
Georg H.
am 03.07.2016