Kurz vor knapp lässt die Junge Union Autos durchs Land fahren, die so kühne Behauptungen transportieren wie "Kretschmann wählen bedeutet keine Straßen" oder "Kretschmann wählen bedeutet generelles Tempolimit". Der Übeltäter ist natürlich Winfried Hermann, der immer herhalten muss, wenn es den Schwarzen und den Gelben darum geht, den Regierungschef und seine Politik als Mogelpackung zu entlarven. Als Einziger im grün-roten Kabinett hat es der Verkehrsminister sogar zu einer Facebook-Seite gebracht, die ihn permanent zur Aufgabe des Amts auffordert: "Winfried Hermann treten Sie zurück." Die Macher, mit immerhin 664 "Gefällt mir"-Angaben belohnt, verbreiten aktuell die JU-Kampagne und warnen vor noch viel Schlimmerem. Der (moderate) Parteilinke könne in zwei bis drei Jahren nach dem Amt des Regierungschefs greifen, suggerieren die Jungunionisten und fragen drohend: "Eine Gefahr für Baden-Württemberg?"
Egal, welche Position er vertritt, der Ex-Studienrat, der ein Direktmandat in Stuttgart erobern möchte, bekommt allemal Druck von mindestens zwei Seiten. Wenn er ankündigt, die Geschwindigkeit auf 80(!) von mehr als eintausend baden-württembergischen Autobahnkilometern reduzieren zu wollen, schreien die einen "Placebo!", und die anderen überbieten sich in Polemik. Im Schaufenster sitze "Winfried Kretschmann", sagt FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke, "im Laden erhält man aber die wirtschafts- und mittelstandsfeindliche Politik eines Winfried Herrmann". Wenn der Gescholtene Förderung für Busunternehmen ökologisiert, gehen den einen die Grenzwerte nicht weit genug, und die anderen sagen den Untergang einer ganzen Branche voraus. Hermann, so Nicole Razavi, die verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, sei eben "allergisch gegen freies Unternehmertum und den Mittelstand" und nehme "Kollateralschäden in Form von Unternehmenspleiten und erhöhter Arbeitslosigkeit in Kauf".
Der Lacher bei der CDU: Wer ist mit dem Fahrrad da?
Einig sind sich die Antipoden auch in ihrer grundsätzlichen Ablehnung. Bei der Landtagswahl am 13. März 2016 stehe die "gesamte Verkehrspolitik im Bundesland Baden-Württemberg auf dem Prüfstand", sagt Winfried Wolf für die Linke, denn es habe mit Grün-Rot im gesamten Bereich "keinen versprochenen Neuanfang und keine Trendwende im Sinn einer ökologischen, nachhaltigen und sozialen Verkehrspolitik gegeben". Im CDU-Wahlprogramm wiederum heißt es: Baden-Württemberg brauche eine Verkehrspolitik, die sich "nicht in Verboten erschöpft". Und Spitzenkandidat Guido Wolf redet sich beim Stichwort Hermann grundsätzlich in Rage, verbreitet immer wieder – allen Gegenbelegen zum Trotz – die Geschichte von den versemmelten Bundesmitteln, die 2013 nicht in den Straßenbau geflossen seien. Mit einem Strahlen quittieren CDU-Wahlkämpfer die wenigen hochfliegenden Hände, wenn sie in ihr Auditorium fragen, wie viele denn mit dem Fahrrad gekommen sind.
2 Kommentare verfügbar
Jona Gold
am 10.03.2016Und noch eine Runde für die Autoren, für die das auch ganz dolle schlimm ist, dass es der Winne so schwer hat: Ohhhhhhhhh.