"Stopp, das ist der Sekt von der Susanne", bremst mich eine gut frisierte Mittsechzigerin, als ich versehentlich zum falschen Glas greife. Es ist Samstagmorgen um halb elf, und Etikette muss schon sein. Wir befinden uns auf dem Deck des LIF-Kreuzfahrtdampfers, der MS Raffaello. Okay, eigentlich ist es das Nebenzimmer des Cafés "Academie der schönsten Künste" in Stuttgart-Mitte, in dem sich die Liberalen Frauen – kurz LIF – zum Brunch treffen. Etwa 20 Damen zwischen Ende dreißig und siebzig, geschmückt mit Perlenketten und anderem glitzerndem Behang, sitzen um drei edle Holztische, erinnern "leicht und unbeschwert" an die Luxusladys aus der TV-Werbung der Kokos-Mandel-Süßigkeit in den Neunzigern.
Alle warten auf Katja Suding. Die FDP-Spitzenfrau aus Hamburg ist für ein Impulsreferat geladen. "Die kommt direkt vom Flughafen und hat sich leicht verspätet", sagt Judith Skudelny, die LIF-Landesvorsitzende und Generalsekretärin der FDP in Baden-Württemberg. Viertel vor elf ist Suding da. Schwarz-silberne Glitzer-Sneaker, graue Skinny-Jeans, lässige Strickjacke. Der Longbob sitzt. Die MS Raffaello kann in See stechen. Reiseziel: Future Island. Auf die Zukunft sei das Land nicht vorbereitet, bemängelt die Unternehmensberaterin Renata Alt. Sie ist die erste Vorsitzende von LIF Stuttgart.
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Insider
am 22.01.2016