Dabei gab's sogar in der CDU Zeiten, Ende der Sechziger, da wurde ernsthaft darüber diskutiert, ob der Generalsekretär nicht eine vom Bundesvorsitzenden unabhängige Figur sein müsste. Auch in der SPD hatten Manager oder -innen lange Zeit keine Chance. In offener Feldschlacht ließ sich ein spontan kandidierender Wolfgang Drexler 1997 von Landesparteitag in Sindelfingen zum Generalsekretär wählen, nachdem der von Parteichefin Ute Vogt ausgeguckte Christian Lange, einer der karriereinteressierten Netzwerker und heute Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium, sich in seiner Bewerbungsrede heillos in den banalsten Untiefen von Geschäftsstellenausstattung verloren hatte.
Bemerkenswert eigensinnig die heutige Arbeitsministerin Andrea Nahles, die das Amt der Generalsekretärin sogar gegen den Willen des Parteichefs angestrebt hatte. Franz Müntefering nahm seinen Hut, Nahles ist bekanntlich Arbeitsministerin. Volker Kauder war Generalsekretär in Baden-Württemberg, baute damit die eigene Machtbasis aus, Peter Friedrich, schon wieder ein Netzwerker, hatte das Amt inne auf dem Weg an den Kabinettstisch. Thomas Strobl wollte es als auf dem Weg ganz nach oben mitnehmen, woraus bekanntlich nichts wurde.
CDU-Frau Schütz macht auf Jogi Löw
Einmal bisher wenigstens brachte es eine der drei Baden-Württembergerinnen zu bundesweitem medialen Echo: als Oliver Welke in der "heute-show" eine Bundestagsrede von Mast aufspießte, in der sie die Idee zu Tode ritt, sozial- und arbeitsmarktpolitische Wohltaten der neuen GroKo auf einzelne Personen in der ganzen Republik herunterzubrechen: Sonja und ihren Onkel Christian aus Saarbrücken, Eva und Freund Markus aus Tuttlingen, Hendrik und Bruder Helge aus Leipzig, die Schwestern Mia und Svenja aus Flensburg, Opa Günter aus Bremen, Fliesenleger Jupp aus Köln. Der Peter (Glotz) aus Eger ist ihr leider nicht erschienen, der wäre ihr in den Arm gefallen. Nicht des mütterlichen Duktus wegen, sondern weil die ganze Herangehensweise zeigt, dass sie dem Hohen Haus ein Abstraktionsvermögen unterstellte, wie es in der Grundschule verlangt wird.
Ausgerechnet diesen Wettbewerb um den originellsten Tiefflug mochte CDU-Frau Schütz im Januar in Ulm aufnehmen. Sie präsentierte sich, bis zu diesem Zeitpunkt nur designiert im Amt, in ihrer Vorstellungsrede als Fußballkennerin vom Scheitel bis zum Pumps, erfüllt von dem Drang, die Erfolgsrezepte von Jogi und seinen Jungs umzulegen auf die hiesige CDU. Irgendwann wollte sie von den wenigen ihr noch zuhörenden Delegierten wissen, ob sie die gleiche Leidenschaft fürs Finale aufbrächten. So ähnlich müsse es sich angehört haben, "als Jogi unserer Mannschaft Leistung, Ausdauer und Geschlossenheit abverlangte", pushte Schütz sich selbst, "wir haben's drauf, gehen wir raus und holen das Ding." Gewählt wurde sie dann mit mageren 74 Prozent und selbst von mancher Parteifreundin mit der Faust in der Tasche. Sie habe in ihren 40 Jahren in der CDU schon so viele mittelmäßige Männer gewählt, jetzt sei es halt eine Frau, sprach eine für viele. Der Bumerang kam schnell zurück.
Zwei Tage später, als die CDU-Fraktion an eine Landtagspräsidentin statt an einen -präsidenten nicht einmal ernsthaft denken wollte, wurde Schütz' unbeholfene Fußball-Rede als Beleg für die begrenzten weiblichen Fähigkeiten ins Feld geführt. Von den immer gleichen Männern mit den süffisant hochgezogenen Mundwinkeln, die auch im dritten Jahrtausend ihren Stammplatz nicht räumen wollen. Nein, das ist keine Satire zum Internationalen Frauentag, sondern Realität in einem Land, das die frauenpolitische rote Laterne einfach nicht loswird.
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