"Keine FDP ist auch keine Lösung", titelte die "taz" nach dem Abschied der Partei aus dem Bundestag. Jede Menge Redner und Rednerinnen hätten in Stuttgart die Chance gehabt, den hintersinnigen Satz im realen Leben wachzuküssen. Beim Landesparteitag und dann auf der Kundgebung im Großen Haus der Württembergischen Staatstheater.
Die stellvertretende Bundesvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann zum Beispiel, die aber lieber von ihrer Anreise aus dem Urlaub erzählt und von der Kindheit am Bodensee und sich in Details der neuen Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP im Düsseldorfer Stadtrat verliert. Oder Judith Skudelny, die neue Generalsekretärin der Südwest-FDP ("Ich bin Rechtsanwalt"), die jeder Form der Frauenpolitik ihre Berechtigung abspricht und mit ihrem Vorsatz, jedes einzelne Mitglied "inhaltlich tiefer zu informieren" ungewollt verrät, wie klein die Partei in ihrem Kopf schon geworden ist. Oder die Werbefilm-Verantwortlichen, die – unterlegt mit dem auf einer Zither intonierten "Die Gedanken sind frei" – eine Bankangestellte mit einer ultimativen Botschaft zu Wort kommen lassen: Die FDP sei "die einzige Partei, die das vertritt, was mir am Wichtigsten ist: meine persönliche Freiheit".
Dann doch lieber keine FDP. Aber so weit soll es nicht kommen. Darf es nicht kommen, wollen vor allem die vermitteln, die auf der Bühne der Stuttgarter Opern mehr als zweieinhalb Stunden auf jenem blauen Planeten herumtrampeln, der durch das neue liberale "Blaue Wachstum" eigentlich gerettet werden soll. Aber die Choreografie der Veranstaltung will es so, und kreative Bühnenbilder haben eine Erdkugel skizziert auf die Bretter, die die Welt bedeuten.
Sechs weiße Lederfauteuils stehen auch dort, wo sonst Tenöre lieben oder Soprane sterben oder beides. Drei Frauen und drei Männer sitzen da. Erstere, immerhin Generalsekretärin Nicola Beer und die Spitzenkandidatinnen zu den drohenden Landtagswahlen in Hamburg und Bremen, verbreiten dauerlächelnd eine Stimmung wie im Wartezimmer eines Schönheitschirurgen. Sie sind aber ohnehin nur Staffage, denn reden dürfen allein drei Männer: Landeschef Michael Theurer, der Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke und natürlich Christian Lindner.
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CharlotteRath
am 09.01.2015Wer setzt sich für die informationelle Selbstbestimmung ein, wer für rechtliches Gehör vor einer Verurteilung (auch…