Die Erklärung für solche Programmierungen: Direkt vor den Politikmagazinen am Dienstag läuft die quotenträchtige Krankenhaus-Serie "In aller Freundschaft". "Wir wissen aus der Medienforschung ganz genau, was für ein Zuschauertypus uns da übergeben wird", sagt Fritz Frey, Fernseh-Chefredakteur beim SWR und Moderator von "Report Mainz". Deshalb starte man gerne mit "einem Thema, das die ZuschauerInnen in ihrer Lebenswirklichkeit abholt. Als politisches Magazin haben wir eine größere Gestaltungsfreiheit als zum Beispiel die 'Tagesschau', die immer mit dem nachrichtlich relevantesten Thema beginnen muss."
Das Prinzip des sogenannten Audience Flow gilt auch am Ende: Ein Teil der Zuschauer, der die nach der Sendung beginnenden "Tagesthemen" sehen will, schaltet schon in der Schlussphase von "Report Mainz" ein. Deshalb lässt die Redaktion ein politisch besonders relevantes Thema direkt auf die "Tagesthemen" auflaufen.
Auch die besagte Ausgabe von "Report München" bringt politisch Relevantes zum Schluss. Am Ende lief ein Bericht, der auf internen Dokumenten der sogenannten Grenzschutzagentur Frontex basierte – eine Zusammenarbeit mit dem "Guardian" und dem gemeinnützigen Recherchezentrum "Correctiv". Die beteiligten Redakteure gelangten dabei zu dem Ergebnis, dass Frontex bei Grundrechtsverletzungen an den europäischen Außengrenzen wegschaut. Das Problem war hier weniger die Platzierung innerhalb der Sendung, sondern die Länge des Films: Er war angesichts der Brisanz der Recherchen mit nicht einmal acht Minuten schlicht zu kurz.
Kritischer Blick auf anti-humanitäre Flüchtlingspolitik
Auch wenn es zynisch klingen mag: Die politischen Magazine haben in den vergangenen Jahren vom Rechtsruck in der Gesellschaft profitiert - ebenso von der gewachsenen Bedeutung des Themas Flucht und Migration. Solche Themen tragen zur Relevanz der Sendungen bei. Das gilt vor allem für "Monitor" und "Panorama".
Gerade die Redaktion von "Monitor" greift immer wieder die europäische und deutsche Flüchtlingspolitik auf. Und das mit einem angemessenen Fokus: Die Redaktion bricht ihre Beiträge auf den anti-humanitären Kern dieser Politik herunter und wird nicht müde, konkrete Rechtsverstöße anzuprangern – seien es, wie in diesem Jahr, Pushbacks an der türkisch-griechischen Grenze oder die unrechtmäßige Rückführung von Flüchtlingen aus Deutschland nach Italien, wo den Betroffenen die Obdachlosigkeit droht.
1 Kommentar verfügbar
Helga Stöhr-Strauch
am 04.10.2019