Aber das mit dem Hass ist so eine Geschichte. Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: "Liebe und Hass sind die Hörner am selben Stier." Haben Sie denn völlig überlesen, wie liebevoll ich Sie beispielsweise in meinem Artikel als ewig "quasselnder Dampfplauderer" tituliert habe, ja sogar als engagierter Schmierenjournalist? Und: Kann man die "Bild" oder ihren Chefredakteur überhaupt hassen (außer natürlich, wenn man in einer Ihrer Kampagnen medial bis an den Rand der Existenz verwurstet wurde)? Offensichtlich liegt da ein Problem für Sie: "Was mich beunruhigt, ist der Hass, den ich persönlich erlebe. Ich fühle mich jedoch dadurch bestätigt, dass er sowohl aus dem linksextremen als auch rechtsextremen Spektrum kommt" (Horizont, 10.1.2019). Eigentlich fühlen Sie sich als Opfer, ja als Opfer der Meinungsfreiheit, denn: "Verlogenheit ekelt mich an" (Horizont, ebenda).
Das verstehen wir ja so gut. Und das ist womöglich auch der Grund, warum es früher immer wieder welche gab, die tatsächlich die Idee einer "linken Bild-Zeitung" zumindest ansatzweise vor sich hertrugen. Vor vierzig Jahren, noch im Status des Jung-Journalisten, saß ich oft mit meinen jungen Kollegen beim Italiener am Heidelberger Ebertplatz, und wir rezitierten Abend für Abend an unserem Stammtisch begeistert Eckhard Henscheids bahnbrechendes Werk "Die Vollidioten", und wir träumten davon, nur einmal im Leben für eine Woche Mitglied der "Bild"-Überschriftenredaktion zu werden, dieser genialen Melange aus Schwachsinn und dumpfer Kreativität. Unser Credo damals: "Da können wir endlich mal so richtig in die Vollen gehen."
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Andreas Schmidt
am 21.03.2019