Fritz Hofmann ist mit dem Fahrrad aus Ludwigshafen herüber gekommen. Über die Adenauerbrücke bei brütender Hitze. Nachdem er die strenge Polizeikontrolle an der Tür passiert hat, sagt er, hier im Saal des Landgerichts wolle er erfahren, was eine kritische Presse heute noch dürfe. Offensichtlich hat der 66-Jährige, der Chemiearbeiter und Betriebsrat bei der BASF war, gewisse Zweifel. Und er will den jungen Mann sehen, dem Chatprotokolle zugeschrieben werden, in denen so furchtbare Sätze stehen wie: "Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde" oder: "Nigger, Sandneger. Ich hasse sie alle". Hofmann sagt, er sehe, wie die AfD immer stärker werde, er sehe den Rechtsruck in Deutschland und Europa, und da könne einem "Angst und Bange werden".
Der junge Mann, 31 Jahre alt, trägt einen schwarzen Anzug und keinen Namen mehr. Zwei Stunden lang wird er nur der "Antragsteller" sein, schweigen, mit den Füssen wippen und die Finger kneten. In der Sitzungspause, in der sich das hohe Gericht zurückgezogen hat, fächelt er sich mit einem Aktenordner kühle Luft ins Gesicht. Er ist von untersetzter Gestalt, sehr zurückhaltend und vermeidet den direkten Blick. Im Vorfeld hat ihn die AfD-Abgeordnete Christina Baum für seine "fachliche Kompetenz" gelobt. Seine politischen Aktivitäten, unter anderem bei der NPD, seien für sie nicht relevant. Im Stuttgarter Landtag arbeitet er an Anfragen mit, an Gesetzentwürfen und Anträgen.
Mal verliert er sein Handy in Rom, mal in München
Im Mannheimer Gerichtsaal spricht Christian Conrad für ihn, ein Anwalt aus der Kölner Kanzlei Höcker, <link https: meedia.de erdogan-anwalt-hoecker-gerichte-werden-teilverbot-von-boehmermanns-schmaehgedicht-nicht-aufheben _blank external-link-new-window>die auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in der Debatte um Jan Böhmermanns Schmähgedicht gegen den Springer-Konzernchef Mathias Döpfner vertreten hat. Sein Mandant sei kein "wutschnaubender Rechtsradikaler", erläutert der Jurist, die Chatprotokolle seien vielleicht von ihm, nicht aber die unsäglichen Stellen. Diese seien wohl manipuliert, was jeder Informatikstudent im ersten Semester schaffen würde.
14 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 23.10.2018Jetzt ist das allerdings sträflich, so sich niemand in den Positionen aus dem eigenen Umfeld befindet, die darüber zu…