"Die Funke Mediengruppe ("WAZ", "Berliner Morgenpost", d. Red.) versteht sich als Unternehmen, in dem Unabhängigkeit und parteiübergreifendes Arbeiten an oberster Stelle stehen. Wir prüfen Beilagenangebote sehr genau und würden wir das Gefühl bekommen, dass das entsprechende Angebot nicht zu unseren unternehmensweiten Grundsätzen passt, würden wir die Veröffentlichung der Beilage in unseren Medien ablehnen." Auch so eine wachsweiche Formulierung. Aber immerhin: Anstatt den "Deutschland-Kurier" beizulegen, schreibt "Der Westen", das Onlineportal der Funke Mediengruppe, über das Blättchen. Am vergangenen Samstag wurde der Deutschland-Kurier 300 000 Mal auch in Essen verteilt, wohl von eigenen AusträgerInnen.
"12 Artikel zählt die Ausgabe, fünf sind davon von AfD-Mitgliedern oder Sympathisanten geschrieben. Unabhängig? Wohl kaum", urteilt "Der Westen" und befragt den Deutschen Journalisten-Verband: "Ich würde dieser Postille jede journalistische Qualität aberkennen", sagt Sprecher Hendrik Zörner, die Zeitung sei "Propaganda von der ersten bis zur letzten Seite". Der Presserat sagt: "Für uns entspricht die Zeitung nicht den Kriterien, die wir für Presseprodukte voraussetzen." Das sei eher ein Vereinsblatt.
"Deutschland-Kurier" verbreitet Hetze und falsche Tatsachen
Eines für Mitglieder, die es mit Zahlen und Wahrheiten nicht so genau nehmen. Das Recherchebüro Correctiv jedenfalls hat den "Deutschland-Kurier" vor einer Weile auf seine Wahrheitstreue überprüft – Ergebnis: "Viele Fakten stimmen nicht." Correctiv hat ebenfalls die – zurecht – umstrittene Prüfung von Facebook-Kommentaren auf deren Fake-Gehalt mitübernommen. Fakten-Finder sind der wohl notwendigste Trend des Mediensystems seit langer Zeit, um genau das zu verhindern, was der "Deutschland-Kurier" macht: Hetze und falsche Tatsachen verbreiten.
Gegen beides sperrt sich sogar die Schwäbisch Media ("Schwäbische Zeitung") in Ravensburg, im sicher biedersten aller baden-württembergischen Landkreise. "Für Wahlwerbung gilt der Grundsatz, dass Meinungsäußerungen gestattet sind, nicht aber Hetze (gleich ob rechts oder links) und falsche Tatsachenbehauptungen (soweit wir dies prüfen können)." Dazu würde im Falle des "Deutschland-Kuriers" eine einfache Google-Suche reichen.
Das eigentlich Tragische an der Sache mit der SWMH-Beilage allerdings ist überhaupt nicht rechercheintensiv, es liegt sogar auf der Hand: Da bemüht sich die Zivilgesellschaft seit einer ganze Weile, gegen diese neue Art des Rassismus und Nationalismus Stellung zu beziehen in Demonstrationen oder Kunstaktionen, kluge Menschen schreiben kluge Bücher, Fernseh- und Nachrichten-JournalistInnen formulieren brettharte Kommentare zum Thema, und selbst die Werbe-Branche nutzt ihre Verbreitungskanäle und ihre Öffentlichkeitswirkung, um gegen AfD-Ressentiments und Flüchtlingshetze vorzugehen.
Und ausgerechnet ein Stuttgarter Medienhaus torpediert all diese Bemühungen, in dem es eine rechte Postille mit einem Wahrheitsgehalt von nahezu Null mitverteilt. Für 10 000 Euro.
14 Kommentare verfügbar
Andromeda Müller
am 21.08.20171. auch die USA haben flüchtende Juden von ihren Küsten nach Europa zurückgeschickt !
da lief vor ein paar Wochen eine Dokumentation , ich denke das war auf ZDF-Neo .
Und im Übrigen keinerlei Interesse gezeigt auch ein paar ihrer Bomben für die Schienenwege nach…