So stolz wird man ja wohl noch sein dürfen: Es war das "erste Gespräch eines Vertreters der Trump-Administration mit einem deutschen Medium", heißt es in der jüngsten Freitagsausgabe (10.2.2017) der "Stuttgarter Nachrichten" (StN), prominent platziert auf der Titelseite. Am vergangenen Donnerstag hat die Zeitung Sebastian Gorka ein Podium geboten, beim traditionsreichen "Treffpunkt Foyer" im Mozartsaal der Liederhalle. Gorka ist allerdings nicht persönlich zugegen, sondern nur per Liveübertragung auf eine Leinwand projiziert. Etwas kleinlaut kommentieren die Veranstalter, Herr Gorka sei nunmal sehr beschäftigt und habe seinen Aufenthalt in Deutschland kurzfristig absagen müssen.
Gorka ist nämlich gerade erst vor gut drei Wochen ins Weiße Haus berufen worden, dort berät er Präsident Trump und sein Kabinett in Sachen Terrorismus und asymmetrische Kriegsführung. StN-Chefredakteur Christoph Reisinger stellt ihn am vergangenen Donnerstag seinen gut 600 Gästen auch als genau solchen vor: als feste Größe auf diesen Forschungsgebieten.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Stuttgarter Blatt aus dem Pressehaus Gorkas "Expertise" bemüht. Immer wieder hievt StN-Rechtsaußen-Autor Franz Feyder (Kontext berichtete mehrfach) den Amerikaner ins Stuttgarter Blatt. Im September 2016 beispielsweise führte Feyder ein Interview mit ihm. Erste Frage: "Herr Gorka, wovor haben Sie mehr Angst: vor Ihrer Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton oder vor dem Islamischen Staat?" Antwort: "Ganz ehrlich? Hillary Clinton beunruhigt mich deutlich mehr." Oder: "Ein Land, das seine Verpflichtungen gegenüber der Nato nicht erfüllt, ist Deutschland. Was erwarten Sie von Deutschland, um im Kampf gegen den Terror erfolgreich sein zu können?" Gorkas Antwort: "Dass es darauf verzichtet, immer politisch korrekt agieren zu wollen. Vor allem dann nicht, wenn Härte notwendig ist."
Terrorexperte mit Fake News-Qualitäten
Neben dem Terrorismus hat Sebastian Gorka noch weitere – nennen wir sie: Spezialgebiete. Unter anderem publizierte er regelmäßig auf dem rechtsradikalen "Breitbart News Network". Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurde von verschiedenen Medien kritisiert, dass die StN dieses Detail in ihren Ankündigungsartikeln unerwähnt ließen. Auf <link http: uebermedien.de terror-erklaerer-zeitung-redet-um-heissen-breitbart-herum external-link-new-window>Anfrage von "Übermedien" rechtfertigte Chefredakteur Reisinger das damit, dass Gorka im gleichen Zeitraum auch für andere – seriöse – Medien wie "CNN", die "BBC", "Al Jazeera", die "Washington Post", "Bloomberg" und "Reuters" Beiträge verfasst habe. Mit dem kleinen Unterschied allerdings, dass Gorka nur bei "Breitbart" drei Jahre lang festangestellter Redakteur war, bevor er zum Trump-Berater wurde.
9 Kommentare verfügbar
Klaus
am 21.02.2017Das stimmt so nicht, denn Hr. ST. schreibt niemandem etwas vor.
Er bewertet Publikationen. Nach eigenen Kriterien.
Das ist seine Sache.
Was Sie lesen ist Ihre Sache.