Zugegeben, der Vorwurf, dass ausgerechnet eine Vorzeigeredaktion des SWR einseitig und tendenziös berichtet, gar Wahrheitswidriges verbreitet, wiegt schwer. Ich hatte mir – übrigens auf Anregung von Kontext-Lesern – die Dokumentation "Der Kampf um die Windräder" von "Report Mainz" genau angeschaut, in der laut Sender die "Auswüchse der Boomindustrie" aufgezeigt werden. In dem Kontext-Artikel wird die heftige Kritik, die der Beitrag im Netz auslöste, wiedergegeben und beschrieben, zu welchen Ergebnissen ein Faktencheck führte: Sprich, dass einige entscheidende Behauptungen des Films über Windenergie nicht stimmen. Für mich hat "Report Mainz" seither ein veritables Glaubwürdigkeitsproblem.
Derartige Vorwürfe wollte die "Report Mainz"-Redaktion nicht auf sich sitzen lassen. Zum Kontext-Beitrag verfasste Gottlob Schober, der stellvertretende Chef vom Dienst (CvD), <link http: www.swr.de id="17942954/property=download/nid=1197424/sbi633/stellungnahme_kontext.pdf" _blank external-link>eine ausführliche Stellungnahme. "Der Artikel der Kontext:Wochenzeitung enthält zahlreiche Behauptungen, die so nicht zutreffen", heißt es wörtlich in dem Schreiben. Anhand von zehn Beispielen glaubt der CvD, dies belegen zu können. Sein Fazit: Nicht "Report Mainz" hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, sondern der Kontext-Beitrag.
Es blieb nicht der einzige Rechtfertigungsversuch von "Report Mainz". Wenige Tage nach Ausstrahlung des Beitrags wandte sich das SWR-Magazin auf der eigenen Homepage <link http: www.swr.de report presse stellungnahme-report-mainz-antwortet-auf-zuschauerreaktionen id="1197424/did=17942770/nid=1197424/ymwwp7/index.html" _blank external-link>an seine Kundschaft. "Uns haben ausgesprochen viele Zuschriften erreicht – zum Teil mit sehr positiven Reaktionen, zum Teil mit deutlicher Kritik", heißt es zur Begründung. Doch während der Zuspruch erfreut haben dürfte, wird die massive Kritik keinesfalls akzeptiert. Die Vorwürfe, "statt solider recherchierter Fakten nur auf die Tränendrüse gedrückt" oder "beliebig absurde und falsche Argumente aneinandergereiht" zu haben, weist die Redaktion auf ihrer Internetseite "entschieden zurück".
Windräder drehen sich langsam und brummen bedrohlich
Tatsächlich bietet die halbstündige Reportage noch weitaus mehr Kritikpunkte, auch leisteten sich die Autoren Achim Reinhardt und Claudia Butter noch mehr Fehler, als in <link http: www.kontextwochenzeitung.de medien boese-boeen-aus-suedwest-3819.html _blank external-link>"Böse Böen aus Südwest" beschrieben ist. Unerwähnt blieb beispielsweise, wie die SWR-Autoren die Meinung der Zuschauer zur Windenergie zu manipulieren versuchen. So beginnt <link http: www.swr.de report exclusiv-im-ersten-der-kampf-um-die-windraeder id="233454/did=17888134/nid=233454/ri2pe2/index.html" _blank external-link>der Film mit Aufnahmen einer Familie, die durch ostfriesisches Heideland spaziert. Im Hintergrund drehen sich langsam Windräder. Nur: Der Ton im Film passt nicht zur Szenerie. Zu hören ist ein bedrohliches Brummen, das von einer schnell drehenden Turbine stammt und aus nächster Nähe eines Windrades aufgenommen sein muss. Wenig später wird das Ehepaar in freier Landschaft befragt, outet sich als erklärte Windkraftgegner. Und wieder drehen sich Windräder in rund 100 Meter Entfernung im Rücken der Interviewten. Doch diesmal ist außer Stimmen nichts zu hören. Für das "Report Mainz"-Mikrofon bleiben die Rotoren unhörbar. Doch die subtile Angstmache zieht sich durch den gesamten Film: An mehreren weiteren Stellen ist das bedrohliche Brummen (de)platziert.
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Kh
am 06.10.2016Es wird eine Geschichte erzählt und für die müssen die Fakten passend gemacht werden. Bsp.: Aus der Meinung der Mutter, das sei so, dass ihre…