Wenn Larissa Ivleva über das Ehepaar Kurtović spricht, blickt sie fast voller Ehrfurcht. "Ich stand neben den zwei und es ist so ein Gefühl, dass du ihnen unbedingt näherkommen möchtest. Weil sie so eine Würde und Kraft ausstrahlen", sagt die Schauspielerin kurz bevor es auf die Bühne im Stuttgarter Theaterhaus geht. Dort geht es um die Geschichten von Familien wie dem Ehepaar Kurtović, die ihre Angehörigen am 19. Februar 2020 verloren haben. An diesem Tag ermordete ein Rechtsextremist in Hanau neun Menschen: Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoglu, Gökhan Gültekin, Vili Viorel Paun, Hamza Kurtović, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz und Ferhat Unvar. Anschließend tötete er seine 72-jährige Mutter und sich selbst.
"Mir tut es weh. Mir tut die Ungerechtigkeit gegenüber den Hinterbliebenen weh", sagt Ivleva im Gespräch mit Kontext. Auch ihre Schauspielkolleg:innen sind jedes Mal ergriffen, wenn sie "And now Hanau" spielen. "Wir wollen dem Ganzen gerecht werden. Man muss neutral bleiben, auch wenn es schwerfällt. Die Bilder und Gesichter holen einen aber ein", sagt Ufuk Oehlerking.
Gleich geht es los. Es sind, wie oft bei den Vorführungen zu diesem Stück, viele junge Menschen, vor allem Frauen, viele mit migrantischem Hintergrund anwesend. Bühne und Zuschauerraum verschmelzen. In einem Halbkreis sitzen die fünf Darsteller:innen direkt neben ihrem Publikum, zwischendrin stehen leere Stühle mit den Namen der Opfer des Hanauer Attentats. Ein Name soll auf Wunsch der Angehörigen an diesem Abend nicht genannt werden.
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