Die Empörung war groß, als bekannt wurde, dass die AfD auf der Didacta präsent ist. Als "fatalen Fehler" bezeichnete es ein breites Bündnis, dass diese Partei mit einem eigenen Stand Flagge zeigt auf der größten Bildungsmesse Europas, die noch bis Sonntag in Stuttgart stattfindet. Im Kontext des Messe-Leitthemas "Demokratiebildung" sei es untragbar, "einer derart extremen Partei eine solche Plattform zu geben", mahnten Bundesschülerkonferenz, Bundeselternrat und Bildungsverbände.
Laut Umfragen wird bei der Bundestagswahl am 23. Februar jede/r Fünfte die in Teilen rechtsextreme Partei wählen. Da drängt sich die Frage auf: Sind Lehrerzimmer in Schulen noch AfD-freie Zonen? Sind Lehrkräfte immun gegen rechtes völkisches Gedankengut?
"Die AfD ist längst in der Schule präsent", sagt Andrea Meisner (alle Namen von der Redaktion geändert), die mit ihrer Familie in einem Vorort von Stuttgart lebt. Sie hat sich an Kontext gewandt, weil an der Schule ihres 16-jährigen Sohnes Louis rechte Narrative verbreitetet werden. Nicht auf dem Pausenhof unter Klassenkameraden, sondern im Unterricht durch Sabine S., Lehrerin für Geschichte und Gemeinschaftskunde (GGK). "Die Lehrerin zeigt unverhohlen ihre Sympathie zu einer Partei – nämlich zur AfD", sagt Meisner.
Lehrerin mit Rechtsdrall
Seit Anfang des Jahres ist der GGK-Unterricht Gesprächsstoff in ihrer Familie. Denn seitdem rückte die Bundestagswahl in den Fokus der wöchentlichen Doppelstunden. Es ging um Kandidaten, Wahlkampf, Umfragen, mögliche Koalitionen. Doch über die einzelnen Parteien, deren Wahlprogramme und Spitzenkandidaten informierte Lehrerin S. auffällig einseitig, berichtete Louis seiner Mutter. Die Zukunft Deutschlands sei desaströs, sollten die "Altparteien" erneut die nächste Bundesregierung stellen, orakelte demnach die Lehrerin. Besonders schlecht weg kamen die Grünen: "Die Energiepolitik der Grünen ist ruinös für die Wirtschaft", soll S. im Unterricht gesagt haben.
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Sylvia Klein
vor 1 Woche