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Das Wettern der Woche

Deutschland wählt Tchibo

Das Wettern der Woche: Deutschland wählt Tchibo
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Die Alligatoren sind sich sicher: "Merz kann Kanzler". Das klingt fast wie ein Weckruf in der von Messerstechern bevölkerten Bundesrepublik – und die lauern bekanntlich wie die Merzianer hinter jeder Straßenecke mit ihrem Gift. "Merz kann Kanzler" ist fast so infantil wie dieses "Al-le- zu-sam-men- ge-gen- den- Fa- schiss- muss" und erinnert an den Kasper, der die Kinder fragt: "Seid Ihr alle da?" 

Bei den um Hilfe rufenden Genossen aller Fraktionen freilich breitet sich ein wohliges Gefühl der Wärme aus in kalten Zeiten bei so viel Volk. So was hat man lange nicht geseh'n, so schön, so schön! Man klopft sich auf die Schultern und hört beim Heimgang, wie Klein-Peter fragt: "Papa, was ist Faschismus? Ist der schon da? Oder kommt der erst noch? Ist der schlimm? Müssen wir dann auswandern?"

Merz kann Kanzler. Sogar der alte Marinerichter konnte Kanzler. Aber weder Merz noch Scholz oder Habeck, von Oskars Frau und Christian Lindner ganz zu schweigen, haben offenbar inhaliert bei der Lektüre des Grundgesetzes, wo altklug behauptet wird: (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Oder gar: (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Das Deutsche Volk bekennt sich zu Tchibo.

Mein Lieblingsclown in jungen Jahren war Grock. Ich habe seitdem immer nach dem "Waruuuuuum?" gefragt, aber Grocks "Nit möööööglich!" kategorisch abgelehnt. Seinerzeit, also Mitte der Fünfziger, war noch fast jeder Lehrer ein guter Nazi, jeder Richter ein Altnazi und jeder Vater ein Mitläufer mit amtlicher Beglaubigung. Nur meine Omi Glimbzsch in Zittau war Antifa. Ich wusste nicht, dass Grock einer der nützlichen Idioten der Nazis war – so wie die Nazis die nützlichen Idioten der Deutschen Bank, von Porsche, Daimler, Henkel, Krupp und ein paar Tausend anderen Kanzlerkönnern waren, die die Politik bestimmen.

Merz sagt: "Personen, die vollziehbar ausreisepflichtig sind, dürfen nicht mehr auf freiem Fuß sein. Sie müssen unmittelbar in Haft genommen werden. Die Anzahl an entsprechenden Haftplätzen in den Ländern muss daher signifikant erhöht werden." "Vollziehbar ausreisepflichtig" sind in Deutschland (zum Stichtag 31. Dezember 2024) 220 808 Menschen. 

Sag zum Abschied leise Servus...


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt's hier zum Nachgucken.

(Mehr beim Politischen Aschermittwoch am 5. März im Theaterhaus: Grohmann, Panunzio, Levi.)

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