KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Das Wettern der Woche

Übelkrähen!

Das Wettern der Woche: Übelkrähen!
|

Datum:

"Diese Übelkrähen!", ruft meine Omi Glimbzsch empört. Ich würd' jetzt gern ergänzen und rufen: harte Hunde und falsche Fuffziger! Schleicher! Lügner! Pharisäer! Schwindler! Frömmler! Speichellecker! Falsche Katzen! Scheinheilige! Die Atheistin aus Zittau ist sich dieser Tage nicht zu schade, den lieben Gott anzuflehen und um den berühmten Blitz zu bitten. Vorschläge willkommen – so viel Pazifismus muss sein.

"In der Bundesrepublik wird [am 27. Januar] an öffentlichen Gebäuden Trauerbeflaggung gesetzt. In vielen Veranstaltungen wie Lesungen, Theateraufführungen oder Gottesdiensten wird bundesweit die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachgehalten", behauptet Wikipedia. Am nächsten Tag kann dann ja wieder – ein ganzes Jahr lang! – das volle Leben zuschlagen: ersaufen lassen. Verhungern lassen. Foltern lassen. Totbomben. Sterben lassen. Hat alles nichts mit dem Holocaust zu tun. Und jetzt Schnauze.

Vielleicht wird ja mal wieder maßlos übertrieben, wenn die neuen Buntgefleckten wortgewaltig die Sau rauslassen und behaupten, eine üble Allianz aus größenwahnsinnigen Milliardären und enthemmten Rechtsradikalen bedrohe unsere Gesellschaften weltweit. Vielleicht auch nicht. Spätestens Friedrich Merz würde morgen schon die helfenden Hände einer Mutti Merkel abhacken und das Grundgesetz im Mittelmeer versenken. Oder am Hindukusch.

Es ist relativ leise im Land. Und Mammon first war ja immer, was für ein Trost! Und Kampfpanzer. Neu ist, dass U-Bahnhöfe und Parkhäuser atombombensicher gemacht werden sollen und so auszustatten sind, dass sie auch für den Deutschunterricht geeignet sind. In den aktuellen Beschwörungen schimmert die Volksgemeinschaft durch: Völker, hört die Signale. Doch das ist aktuell vor allen ein Aufruf zur Aktion, zum Handeln und zur Gewalt gegen Minderheiten. Merke: Neu sind neue Mehrheiten am Horizont, also übermorgen.

"Ich wünsche mir, dass Deutschland aufwacht", sagte Jella Haase (Bayerischer Filmpreis 2025). "Ich wünsche mir, dass Politik aufhört mit populistischer Rhetorik, die spaltet und extrem gefährlich ist. [...] Ich wehre mich gegen die Verharmlosung von rechter Gesinnung." Haase zitierte Hannah Arendt: "Das persönliche Problem war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten."

Und was sie nicht taten. Handelt.


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator beim Bürgerprojekt Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt's hier zum Nachgucken.

Wir brauchen Sie!

Kontext steht seit 2011 für kritischen und vor allem unabhängigen Journalismus – damit sind wir eines der ältesten werbefreien und gemeinnützigen Non-Profit-Medien in Deutschland. Unsere Redaktion lebt maßgeblich von Spenden und freiwilliger finanzieller Unterstützung unserer Community. Wir wollen keine Paywall oder sonst ein Modell der bezahlten Mitgliedschaft, stattdessen gibt es jeden Mittwoch eine neue Ausgabe unserer Zeitung frei im Netz zu lesen. Weil wir unabhängigen Journalismus für ein wichtiges demokratisches Gut halten, das allen Menschen gleichermaßen zugänglich sein sollte – auch denen, die nur wenig Geld zur Verfügung haben. Eine solidarische Finanzierung unserer Arbeit ermöglichen derzeit 2.500 Spender:innen, die uns regelmäßig unterstützen. Wir laden Sie herzlich ein, dazuzugehören! Schon mit 10 Euro im Monat sind Sie dabei. Gerne können Sie auch einmalig spenden.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


0 Kommentare verfügbar

Schreiben Sie den ersten Kommentar!

Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!