Ohne meine Übersetzer, denen meine Fragen anvertraut waren, war ich nichts, egal ob in Bamako, Abidjan oder Casablanca. Aber allein, was oft der Fall war, fragte ich mich, wie ich ohne sie überleben würde.
6 – Ich betrachtete französische Wörter um ihre Bedeutung zu erraten. Aber manchmal täuschte ich Verständnis vor. In Rabat, als ich zu Pause Gourmet ging zu Salat und Milchkaffee, sagte ich auf alles Ja, in der Hoffnung, dass die mir gestellten Fragen ein Ja oder Nein verlangten. Alle meine Jas deuteten eine größere Paranoia an – die, als ahnungsloser Fremder erkannt zu werden. Was zum Teufel machte eine Person, die weder Französisch noch Arabisch sprach, in Marokko? Manchmal passte Ja nicht, oder war unzureichend, brauchte eine Anpassung. Die Kellnerin bemerkte mein begrenztes Verständnis sofort und fragte in einer deutlicheren, langsameren Art, was ich wolle. Wieder nickte ich und deutete durch ein Lächeln Entschiedenheit an. Damit war alles klar.
Oder wenn Khadija an meiner Tür klingelte. Ich zog mich an und ging zur Tür. Sie wischte den Boden, diese Frau mittleren Alters, die anfing in schnellem Französisch zu sprechen, wenn ich erschien. Ich erkannte, dass sie über ihre Arbeit im Gebäude sprach, travail, ici. Mein Nicken war zögerlich, spekulativ. Das machte ihr nichts. Sie wollte mit mir Telefonnummern austauschen. Falls ich Hilfe für das Apartment bräuchte, könnte ich sie anrufen. Sie ging und kam mit ihrer Nummer wieder, auf einem kleinen Stück Papier, in blauer Tinte. Auch hatte sie ein kleines Stück Papier für meine Nummer. Als ich ihr meine Nummer gab, fragte sie, ob sie mich anrufen dürfe. Oui, oui.
Oder als ein Mann vom Hotel kam, um mich zu einem neuen Apartment zu bringen. Die Abmachung war, dass ich im ersten Apartment bliebe, bis das neue bereit sei. Er kam, um mir mit meinem Gepäck zu helfen und erklärte es in begrenztem Französisch. Von unserem Übersetzungsproblem genervt, fragte er, ob ich Arabisch spräche. Nein. Von da an schien er unruhig, aber auch zurückhaltend – fast hastig in der Art, wie er erklärte, was er meinte, indem er Sachen hochhob und sie forttrug, bevor er versuchte zu erklären, wohin wir gingen.
Nach regelmäßigen Besuchen bei Pizza Zoom für Mittag- und Abendessen schien es, ich sei als Fremder markiert. Ich nahm wahr – vielleicht durch übertriebenes Wichtignehmen meiner Person – dass ich der Gegenstand flüchtiger Diskussionen in der Küche war. Kellnerinnen und ihre männlichen Kollegen erzählten sich ihre Begegnungen mit mir. Er nickt zu allem, er spricht "brochette" nicht richtig aus, er liest immer ein englisches Buch. Englisch ist hier mein Schicksal. Einmal, als ich versuchte, für meine Mahlzeit zu bezahlen, wechselte der Kassierer ins Englische um zu bestätigen, was ich gehabt hatte. Ich reagierte mit Erleichterung. Endlich.
Ich trug meine fehlenden Sprachkenntnisse wie eine Maske, einen Schleier, eine Schicht. Darunter war die greifbare Kommunikation, außerhalb der Reichweite. Doch ich klagte nicht darüber. Mein Mangel war im Vergleich gutartig. Für Migranten, die in Marokko aus Ländern südlich der Sahara ankommen und die ihren Lebensunterhalt verdienen oder fast unendlich auf ein besseres Leben warten müssen, bedeutet Akkulturierung Überleben. Ohne eine Kenntnis von Französisch oder marokkanischem Arabisch stehen sie der kriegerischen Wand der Unzulässigkeit gegenüber, an die Ränder ihrer neuen Gesellschaft gefesselt.
7 – [...]
8 – Einmal, während ich in N'djamena war, ging ich auf einem Markt mit einer kleinen Kamera umher. Im Laufe meiner Spaziergänge unterließ ich es, zu fotografieren. Manchmal machte ich Ausnahmen, das hing davon ab, was zu sehen war. Der Markt in N'djamena war der erste Ort, an dem ich sah, wie der Kopf und die Eingeweide eines Geiers verkauft wurden. Man sagte mir: für Voodoo.
Eine Frau im Hijab hielt einen weinenden Mann fest, sie streichelte seinen Kopf, wischte sein Gesicht ab, ihre Beine ausgestreckt auf der staubigen Erde. Ich ging heran, unsicher. Als ich bemerkte, dass ich die Aufmerksamkeit der Frau, der es gelungen war, den Mann etwas zu beruhigen, auf mich gezogen hatte, hielt ich die Kamera für einen Schuss hoch. Der plötzliche Schrei der Frau schreckte den Mann auf und er wurde wieder untröstlich. Ich wurde unruhig, als ich bemerkte, dass die Leute auf mich zeigten, mich einkreisten. Ein Polizist erschien – vielleicht hatte man mich beobachtet oder, noch schlimmer, man war mir gefolgt. Der Polizist zeigte auf die Kamera. Ich gab sie ihm ohne zu protestieren. Er führte mich zu einem Polizeirevier, das mir vorher nicht aufgefallen war, etwa 50 Yards hinter dem Ort, wo der weinende Mann lag.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!