Ein Teufelskreis ist längst geschlossen und selbst durch das Engagement vor Ort nicht mehr ohne weiteres zu durchbrechen. Zu viele junge Menschen wissen gut Bescheid über Weltgegenden, in denen die – noch so vage – Möglichkeit auf eine bessere Zukunft besteht. Und ausgerechnet Bildungs- und Weiterbildungs-, Arbeitsmarkt- oder Landwirtschaftsprojekte haben mit dazu beigetragen, dass immer mehr von ihnen das Geld verdient haben, das nötig ist, um die alte Heimat zu verlassen. "Traditionelle Entwicklungshilfe wird diese Probleme nicht lösen", sagt Albrecht von Boeselager, Großkanzler des Malteserordens und Experte für Flucht- und Migrationsbewegung weltweit. Denn es seien nicht "die Ärmsten, die sich auf den Weg nach Europa machen, sondern hauptsächlich diejenigen, die etwas Geld haben". Um dieses Phänomen unter Kontrolle zu bringen, müsse das Engagement "diesen jungen Menschen mit weitergehenden Wünschen nach Bildung und Lebenschancen gerecht werden".
Unverbindlich: entwicklungspolitische Leitlinien von Grün-Rot
Baden-Württembergische Unternehmen wie Stihl und Würth, Bosch, Daimler, SAP oder Voith, Mittelständler oder Hidden Champions sind seit Langem an unterschiedlichsten Programmen beteiligt. So will seit 1991 die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit (SEZ) "ein wichtiges Zeichen zur Bekämpfung von Armut" setzen und "Zukunftsperspektiven in den Ländern des Südens" schaffen. Noch länger bestehen konkrete Kontakte zu Burundi. Grün-Rot hat dem Land neue Leitlinien zur entwicklungspolitischen Zusammenarbeit gegeben, ohne konkrete Zusagen, aber übervoll mit Unverbindlichem: "Die Projekte, die Handel und Industrie aus Baden-Württemberg in Entwicklungsländern unterhalten, sollen besser bekannt gemacht werden. (...) Ein Netzwerk von Unternehmen mit innovativen Strategien zur Entwicklungszusammenarbeit soll gegründet werden, Brückenbauer zwischen Wirtschaft und Entwicklungspolitik stärker unterstützt werden." Im vergangenes Jahr geschlossenen Koalitionsvertrag von Grünen und CDU wird immerhin die Erhöhung der Landesmittel für die SEZ in Aussicht gestellt.
Gebetsmühlenhaft wird immer noch die Botschaft von der Hilfe zur Selbsthilfe als Schlüssel zur Bekämpfung der Fluchtursachen verbreitet. Gern ausgeschmückt mit dem chinesischen Sprichwort "Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn zu fischen.,. und er wird nie wieder hungern". Von Boeselager, den die CDU-Landtagsfraktion kürzlich zu einem Vortrag nach Stuttgart eingeladen hat, brachte eine andere Botschaft mit. Auch die Angel, zumal jene, die für Europa nicht mehr taugt und mildtätig nach Afrika geschickt wird, ändert nichts mehr. Das Abendland sei "nicht mit Parolen, sondern nur mit Weitsicht zu retten". Und diese Weitsicht verlange nach der Öffnung der Grenzen statt nach Abschottung, nach Arbeitsmöglichkeiten in den entwickelten Ländern, um die Familien daheim zu unterstützen. Zurzeit mit rund 450 Milliarden Euro übrigens, die aus der Ersten in die Dritte Welt überwiesen werden, gerne zu unverschämten Bankgebühren. Von Menschen, die, im Idealfall für Afrika, wieder heimkehren mit Geld, Wissen und Zuversicht.
Vorbildlich um Flüchtlinge kümmert sich das arme Uganda
Ein Beispiel könnten sich Deutschland und Schweden, Österreich, Frankreich oder die Niederlande an Uganda nehmen. Eines der ärmsten Länder der Welt pflegt jenen Umgang mit Flüchtlingen, den sich die Reichsten der Reichen nicht leisten zu können meinen. Jeder ankommende Flüchtling – und es sind oft tausende pro Tag – bekommt eine Arbeitsgenehmigung und einen halben Hektar Land. Hilfsorganisationen helfen bei der Urbarmachung, sorgen für Saatgut. Es gibt kleine Läden, Handel und Wandel auf niedrigem Niveau. Über eine "gewisse Prosperität" kann von Boeselager berichten, die jedenfalls ausreicht, dass das bitterarme Uganda Ziel- und nicht nur Durchgangsland für Flüchtlinge ist.
5 Kommentare verfügbar
andromeda
am 27.03.2017Beispiel 1
ARTE-Dokumentation "Milliarden für den Stillstand"
https://www.youtube.com/watch?v=3Q7piBiWENk
Vorsicht , nicht den SW -Film (ist zum Ende hin einseitige Propaganda)
Beispiel 2
In Ergänzung zu Beispiel 1 ,
ab 22:00 der Arte-Doku…