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Angst vor der SWSG

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In der Weißenhofsiedlung schlagen die Wellen hoch: Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) will das Baudenkmal vom Bund zurückkaufen. Warum fürchten die Mieter die städtische Wohnungsgesellschaft?

"Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart", teilt die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) am Tag nach der Aufsichtsratssitzung am 15. Oktober mit. Die SWSG will die Weißenhofsiedlung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erwerben. Doch die Katze war längst aus dem Sack: Zwei Wochen zuvor hatte der SWR schon berichtet, BImA und SWSG hätten sich auf einen Kaufpreis von 16,8 Millionen Euro geeinigt.

Seit zwei Jahren beobachten beunruhigte Mieter, wie Gutachter auf dem Gelände offenbar den Wert der denkmalgeschützten Gebäude taxieren. Aber widerspricht ein Verkauf nicht den Zielen der BImA, deren Verwaltungsrat erst am 11. Juni beschlossen hat, die Wohnungsfürsorge für Bundesbedienstete zu stärken? Über eine Anwaltskanzlei fragten Bewohner der Siedlung nach, "welche den Zweck der Wohnungsfürsorge absichernden Regelungen im entsprechenden Übernahmevertrag vorgesehen" seien.

Die Antwort war nicht geeignet, sie zu beruhigen. Die Wohnraumfürsorge sei "eine freiwillige Leistung des Bundes", schrieb die Bundesanstalt. "Gleichwohl wird die BImA im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags die Belange der Wohnungsfürsorge bei einem Verkauf der Weißenhofsiedlung an die SWSG berücksichtigen."

Mieterunmut über Geheimniskrämerei

60 aufgebrachte Mieter – bei 92 Wohnungen – versammelten sich Ende September in der Aula der Kunstakademie, wie der SPD-Bezirksbeirat Peter Steinhilber den Stuttgarter Parteigenossen in einem Brief mitteilt: "Wie ihr wisst, bewohne ich selbst mit meiner Frau eines der denkmalgeschützten Häuschen der Weißenhofsiedlung", schreibt er. "Der Mietpreis orientiert sich am Mietspiegel und ist entgegen der landläufigen Kolportage nicht minimal. Auch wir sind damals über die Wohnungsfürsorge des Bundes auf den Weißenhof gezogen und deshalb verstehe ich den Unmut meiner Nachbarn über die Geheimniskrämerei gut. Wo wir nachfragen: jeder behauptet, er wisse von nichts. Gleichzeitig stöbern Begutachter jeden Keller doch wohl zur Wertermittlung um."

Zumindest bei Genossin Suse Kletzin stieß Steinhilber nicht auf die erhoffte Resonanz: "Wir freuen uns, dass die Stadt Stuttgart Verantwortung für die Weissenhofsiedlung übernimmt!", schrieb die SPD-Stadträtin in einer Pressemitteilung des Vereins "Freunde der Weißenhofsiedlung", dessen Vorsitzende sie ist. Den Verein gibt es seit 1977. 1939 hatte die Stadt Stuttgart die Siedlung ans Deutsche Reich verkauft, das dort ein Wehrbereichskommando errichten wollte. Bereits 1977 erwog die Stadt einen Rückkauf, um die Siedlung denkmalgerecht zu sanieren. Doch dann übernahm der Bund, nicht zuletzt dank des Engagements von Peter Conradi.


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