Von Anfang an drehten sich sämtliche Malmzeit-Songs um meteorologische Sujets. Da geht es etwa um die finsteren Machenschaften des früheren ZDF-Wetterexperten Uwe Wesp, der mittels Voodoo-Zauber Stürme erzeugt, um diese später vorhersagen zu können, um Wetterpropheten im schweizerischen Muotathal oder auch um den Klimawandel (Scheller: "Klima ist eigentlich verlängertes Wetter"). So wird im Song "Skies of the Extreme" die Frage aufgeworfen, "ob die Klimaerwärmung nicht auch zu einem erotischeren Miteinander führen könnte", so Scheller – peripher kann es also ausnahmsweise doch auch mal um Sex gehen.
Seit ihrer Gründung haben Malmzeit etwa 150 Auftritte geliefert, etwa ein Drittel davon für Privatkunden, "in Wohnungen oder Garagen". Daneben viele Buchungen von Institutionen oder Firmen, das Spektrum reicht von Mitarbeiterfeiern bis zu großen Unternehmensjubiläen, von Vernissagen in Stuttgarter Galerien bis zum Gig im Palazzo Trevisan in Venedig zur Architekturbiennale 2014. Dabei kam ein bunter Strauß an Resonanzerfahrungen zusammen.
Pogo auf der Silberhochzeit, Skepsis im Schloss Donzdorf
"Letztes Jahr hat uns ein Anwalt aus Dresden, der uns übers Internet gefunden hat, für seinen 60. Geburtstag gebucht", erzählt Scheller. "Gefeiert wurde in einem hochpreisigen Hotel, es wurden Häppchen gereicht, vor uns spielte eine Jazzband, die Gäste waren alle sehr gut situiert." Malmzeits Beitrag sei eher ambivalent aufgenommen worden, "kurz nach unserem Auftritt stand die Ehe des Anwalts auf der Kippe", erinnert sich Scheller. Doch nach allem, was er wisse, sei das Paar zusammengeblieben. Eher höfliche Skepsis rief wohl auch eine Darbietung vor 60- bis 70-jährigen Gästen 2015 im Schloss Donzdorf hervor, während ein Auftritt vor teils etwa gleichaltrigem Publikum anlässlich einer silbernen Hochzeit in einer Stuttgarter Garage vor Kurzem der Renner gewesen sei. "Viele Gäste haben Pogo getanzt, gerade die Älteren."
Dabei wird das Publikum von Malmzeit stets behutsam an den brachialen Sound herangeführt. Allen Songs gehen längere Ansagen voraus, die auch Metal-Banausen zum Schmunzeln bringen können. "Das ist effizienzsteigernd", erläutert Scheller, "du musst ja lange nicht so viel komponieren, wenn du die Ansagen ausdehnst. Und wir komponieren sehr langsam." Bei puristischen Metal-Fans komme dies freilich nicht besonders gut an, "aber auch da zeigt sich wieder unser rebellischer Aspekt".
Schade: Merkels Horizonterweiterung vereitelt
Zu den Höhepunkten der Malmzeit'schen Liefergeschichte zählte bislang zweifellos ein Auftritt bei der Stallwächterparty der Landesvertretung Baden-Württemberg am 6. Juli 2017 in Berlin. "Ein Ministerialdirektor a. D. hatte einen Beitrag über uns im Radio gehört und uns daraufhin gebucht, obwohl er eigentlich nichts mit Metal am Hut hatte", so Scheller. Ministerpräsident Winfried Kretschmann war zugegen, außerdem der ehemalige Grünen-Vorsitzende Jürgen Trittin, "und Angela Merkel hätte auch kommen sollen". Doch die Bundeskanzlerin, die gerade beim G-20-Gipfel in Hamburg weilte, konnte nicht weg, weil die Krawalle in der Stadt die Mobilität der Gipfelbesucher stark einschränkten. "Seitdem sind wir sehr böse auf den Schwarzen Block", sagt Scheller. "G20 hat uns die Bespaßung der Kanzlerin vermasselt" klagt er, habe verhindert, dass sie ihren Horizont erweitert. Denn diese Erfahrung hätte einiges geändert, davon geht Scheller aus: "Die Koalitionsverhandlungen wären wahrscheinlich zu Kollisionsverhandlungen geworden."
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