Punks und Polizei, das war, ist und bleibt ein heikles Verhältnis. Das zeigt sich auch bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung "Wie der Punk nach Stuttgart kam" im Württembergischen Kunstverein am vergangenen Donnerstag. Als Moderator, Co-Kurator und Ex-Punk Norbert Prothmann den mit auf dem Podium sitzenden Kriminalhauptkommissar Wolfgang Knupfer vorstellt und dessen Dienstbezeichnung im ersten Anlauf nicht ganz zusammenkriegt, kommt aus dem Publikum ein abschätziges "Bulle halt". Die, vorsichtig ausgedrückt, reservierte Haltung so mancher im Publikum hat auch mit Knupfers früherer Funktion zu tun: Als junger Polizist kam er im September 1983 zur Stuttgarter "Soko Punk", zehn Monate nach deren Gründung.
"Soko Punk", das klingt nach Repression, nach dem Versuch der spießigen Kehrwochenstadt, eine ihr suspekte Subkultur zu überwachen und in Schach zu halten. Knupfer, ein gemütlich wirkender Mittfünfziger mit Glatze und Schnauzbart, der in Turnschuhen, Jeans und weit sich über dem Bauch wölbenden Kurzarmhemd gekommen ist, bemüht sich, solche Assoziationen zu zerstreuen. Eine Soko, also eine Sonderkommission, würde immer dann eingesetzt, erklärt er, wenn ein größerer Sachverhalt zu ermitteln sei. Und in diesem Fall, weil es einen Fall von Landfriedensbruchs gegeben habe, an dem einige Punks beteiligt gewesen waren. Zudem habe die Soko nur wenige Monate tatsächlich "Soko Punk" geheißen. Und bald hätte sie sich nicht nur mit Delikten aus dem Umfeld der Punk-Szene, sondern auch aus anderen Subkulturen wie Skinheads, Rockern, Teds oder Hooligans befasst. Später sei sie in einen Teil des Jugenddezernats der Polizei aufgegangen. Willkürliche Repressalien seien nie von ihr ausgegangen, es sei immer "deliktbezogen" ermittelt worden.
"Von der Polizei irgendwo in der Pampa ausgesetzt"
Trotz solcher Beteuerungen wird Knupfer an diesem Abend von vielen früheren Punks aus dem Publikum als Stellvertreter für all das genommen, was ihnen früher von Seiten der Ordnungshüter widerfuhr. Was nicht wenig war. Punks wurden oft willkürlich in der Stadt von Polizisten aufgegriffen, und "irgendwo in der Pampa ausgesetzt", eine Praxis, die so ziemlich alle Stuttgarter Punkveteranen bestätigen, oft inklusive der Knüppel- und Faustschläge.
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